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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
24.04.2024
07:41
 
 
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»
 

Bartenstein (Schrozberg)

Bartenstein ist ein Teilort der Stadt Schrozberg im Landkreis Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg.

Die ehemalige Stadt ist ein in Deutschland einmaliges Beispiel einer geplanten, rein barocken Kleinresidenz. Der Name des Ortes geht auf die 1234 urkundlich erwähnten Ritter von Bartenstein zurück, die hier ihren Herrschaftssitz hatten. 1688 wurde das Schloss die Residenz der Grafen von Hohenlohe-Bartenstein. Die spätere Erhebung in den Reichsfürstenstand führte zur Vergrößerung des Hofstaates. Er umfasste vom Hofmarschall über den Hofmusikus bis zum Küchenjungen etwa einhundert Bedienstete. Für den Ausbau und die Versorgung von Stadt und Schloss wurden tüchtige katholische Handwerker, Beamte und Kaufleute entsprechend ihrer Bedeutung für den Hof angesiedelt: Je höher ihre Stellung, umso näher wohnten sie am Schloss. Die höchsten Hofbeamten wie Hofmarschall, Mundschenk, Tafeldecker und Leibarzt wohnten am Schlossplatz. In den sich nach Osten anschließenden stattlichen Gebäuden wohnten Regierungsräte und Hofräte. Daran schlossen sich Handwerker, an die ein sogenanntes Hofprivileg besaßen. Dazu gehörten Hofknopfmacher, Hofstrumpfstricker, Hofperückenmacher, Hofbildhauer, Hofseiler etc., insgesamt über 40 Handwerker mit dieser Privilegierung. Stadtauswärts, jenseits der Stadttore, wurden Handwerker angesiedelt, die wegen ihrer Geruchsbelästigung oder wegen Lärm und Feuer vom Schloss ferngehalten werden sollten, wie Schmiede, Gerber, Ziegler und Hafner. Diese Berufsgruppe wohnte vor allem in einfachen einstöckigen Häuslein vom Riedbachtor nach Osten. In den Anfängen der Residenz wurden hier auch zum Schutz der Stadt Soldaten einquartiert. Auf dem Panoramabild sieht man sehr schön die Ausrichtung der Stadtanlage auf das Schloss. Unter Fürst Ludwig Leopold, der hier mit seinem Hofstaat residierte, blühte die junge Stadt auf und brachte den Bewohnern bescheidenen Wohlstand. Der berühmte fürstbischöflich-fuldaische Hofbaumeister Andrea Gallasini beendete in Bartenstein mit dem Plan für die barocken Gesamtanlage sein bedeutendes Lebenswerk. Nach seinem Tod 1766 wurden die abschließenden Bauarbeiten, wie Bau der drei Stadttore, Fertigstellung des Schlossplatzes und diverse Baumaßnahmen im Hofgarten von seinen Nachfolgern, Hofbaumeister Wölfling und Hofbaumeister Ernst überwacht und zu Ende gebracht. Nahezu alle Gebäude, die in Bartenstein bis 1770/80 errichtet wurden, wurden zunächst von der Hofkammer bezahlt und anschließend für Pauschalpreise an die vorgesehenen Nutzer verkauft. Die Preise bewegten sich zwischen 200 Gulden und 1000 Gulden, je nach Anteilsgröße. Der Hofmarschall verdiente damals pro Jahr 300 Gulden.

Ab 1800 führten Aufgabe der Hofhaltung, Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Württemberg, Kriegswirren und Hungersnöte zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Die Häuser der ehemaligen Hofbeamten wurden von Handwerkern übernommen. Einige wanderten nach Amerika oder England aus. Durch den Fleiß der Bewohner entwickelte sich die kleine Stadt später zu einem regionalen Zentrum mit zahlreichen Geschäften, Handwerksbetrieben, Schulen, Gaststätten, Altenheim und einem Krankenhaus. Noch bis etwa 1960 war in nahezu jedem Haus ein Handwerks- oder Gewerbebetrieb ansässig. 1972 erfolgte die Gemeindereform, Bartenstein wurde Teilort von Schrozberg.

Zahlreiche Häuser aus dem 18. Jahrhundert, auch zwei Stadttore als Symbole der barocken Stadtanlage, sind noch erhalten. Am Schlossplatz stehen stattliche Gebäude, die mit dem Schloss eine Einheit bilden. Dort wohnten die höchsten Hofbeamten wie Hofmarschall und Mundschenk. Bartenstein präsentiert sich als liebenswertes Städtchen mit idyllischen Winkeln. Hier ließ sich der Schriftsteller und Büchner-Preisträger Hermann Lenz bei seinen Besuchen inspirieren. Der barocke Gesamteindruck des Ortes blieb unverändert. Deshalb wurde er unter Denkmalschutz gestellt.

Ein eigens angelegter historischer Rundweg mit 26 Haustafeln erinnert an die glanzvolle Epoche des Residenzstädtchens und längst vergessene Schicksale der Bewohner. Der Weg verläuft vom Ortseingang die Schlossstraße entlang, durch Riedbach- und Gütbachtor, vorbei am Hofgarten, über den Schlossplatz bis in die Wäldlesgasse. Ein Naturlehrpfad schließt sich südlich des Schlossplatzes an der Schlossstaffel an.

Basierend auf dem Artikel Bartenstein (Schrozberg) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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