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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
28.04.2024
07:50
 
 
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Geschichte

Im hohen Mittelalter trieben die Bauern der Geestinseln (Wingst, Westerberg und Hohe Lieth) ihre Tiere im Sommer entlang der Priele in die Marsch. Um 1100 begannen die Geestbauern der Wingst sich an dem Auepriel anzusiedeln. Auf kleinen Anhöhen, so genannten Wurten, bauten sie ihre Häuser, um sie vor den Winterstürmen und damit verbundenen Überschwemmungen zu schützen.

1106 holte der Erzbischof Friedrich I. von Bremen Holländer ins Land, damit sie die Marsch systematisch entwässerten. Sie bauten ein ausgeklügeltes System von Gräben und Wettern (kleine Kanäle), um das Land bis zur Aue hin zu entwässern. Jedes Feld misst so noch heute ca. 30 Fuß. Bis zur Befestigung der Straßen 1868 – 94 waren Boote und Kähne (auch Flöten genannt) in den nassen Jahreszeiten das wichtigste Transportmittel. Deshalb mussten alle Brücken, Durchlässe (Stöpe genannt) der Wettern mindestens 3 Fuß und 3 Zoll breit sein.

Der Ort wurde zwar erst im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt, als am 13. März 1352 der Marquard Alf, seines Zeichens Knappe von Bederkesa, von Heye, Sohn des Johann Detleves zur Bezahlung eines Pferdes für 4 M und 3ß auf seine in Bülkau befindliche Getreideernte verwies, aber es wird davon ausgegangen, dass das Dorf zu einem der älteren im Umkreis gehört. (z.B. Ihlienworth oder Osterbruch)

Die Einwohner des Kirchspiels Bülkau sowie der Kirchspiele Oppeln, Belum und Bülsdorf (heute ein Bauernschaft von Neuhaus) versuchten zeitweise eigene Wege zu gehen, da es auf der Grenze zwischen dem freien Land Hadeln im Westen und der erzbischöfischen Bremischen Herrschaft im Osten in Gestalt des Amtes Neuhaus lag. Mehrfach versuchten sich die Bülkauer sich der Bauernrepublik Hadeln anzuschließen. Diese Republik stand zwar unter der Obrigkeit Sachsen Lauenburgs, hatte aber wesentlich mehr Freiheiten, als die Bremer ihren Gebieten erlaubten.

Die erste von den Bremern bei Belum an der Mündung zu Oste gebaute Burg, „Schlickburg“ genannt, schleiften die Bülkauer mit Hilfe der Kehdinger. Das gleiche Schicksal ereilte auch das zweite Festigungswerk mit dem Namen „dat nyge hus“, das neue Haus, und somit das heutige Neuhaus (Oste), das der Erzbischof Otto 1404 errichtete. Nachdem beide Burgen vernichtet waren, musste Otto den aufgebrachten Marschbewohnern schwören, nie wieder ein Bollwerk zur Bedrohung an der Ostemündung zu bauen. Aber schon sein Nachfolger Baduin der Zweite ließ einen wichtigen Stützpunkt um die Vorherrschaft des Erzbistum voranzutreiben, diesmal unter der Bezeichnung Schloß â€žAmt Neuhaus“, bauen.

Am Balksee im Osten von Bülkau lag eine weitere Burg, sie sollte die Macht der bremischen Bischöfe ebenfalls festigen. Die Remperburg am Flüsschen Remper, heute erreichbar über Bröckelbeck oder Seemoor, war zwar etwas abgelegen, gleichzeitig aber doch schnell an der alten Heerstraße, die von Bremervörde über Lamstedt Weißenmoor über Cadenberge nach Neuhaus führte. Umgekehrt war ein Reiter schnell in der Marsch, um dort das „Land Bülkau“ im Auge zu behalten. Die Burg war auf drei Seiten durch den Balksee und den Fluss Remper geschützt und somit auch gut zu verteidigen. Sie wurde 1286 unter dem Erzbischof Giselbert gebaut. Um sich die Rittern Erp von Luneberg und Augustin von Osten als Helfer gegen die Marschen zu sichern, übergab er ihnen 1301 die Burg mit verschiedenen Gütern der Umgebung. Wann genau diese Burg zerstört worden ist, schlummert in den Büchern des Bremischen Erzbistums. Sie spielte schon lange vor 1500 keine Rolle mehr.

Nach verschiedenen Legenden sollen die Ritter es wild getrieben haben und die Umgebung öfter ausgeplündert haben, rein aus Langeweile und Übermut. Bis eines Winters, als die Burg durch dickes Eis und Schnee nicht von drei Seiten geschützt, die Ritter nach einem reichen Raub abgelenkt und trunken waren, die Hadler Bauern, unter ihnen sicher auch die Bülkauer, die Chance in die Burg einzudringen, nutzten. Die Rache der Bauern soll so groß gewesen sein, ihre geraubte Habe wiederzubeschaffen war das eine, die Burg bis auf den Grund geschleift zu haben, das andere, das wichtigste aber war, dass nie wieder versucht werden sollte, dort eine neue Burg zu bauen. Heute ist dieses Gebiet ein Naturschutzgebiet und offiziell nicht mehr zugänglich. Heute könnte man nur noch die „Hauswurt,“ so nennt der Volksmund den halbkreisförmigen Bogen, den der Fluss Remper an einer Wiese macht, bevor er in den Balksee fließt, sehen. Unter seiner Grasnarbe finden sich auch heute noch viele Steinbrocken, Reste der dicken Dachziegel, ja sogar der Dachbalken. Nach Aussagen von Wanderern, die sich nicht an das Verbot halten, könne man im Frühling anhand der unterschiedlichen Färbung des Grases diese Reste sehen.

Für die Bülkauer wurde es so schwieriger, ihr Freiheitsbestreben zu bewahren. 1423 schlossen sie einen Schutzvertrag mit den Kedingern gegen die eigenen Landesherren. Die Bülkauer sollten mit 100 Schützen den Kedingen zu Hilfe kommen, die Kedinger sollte die Bülkauer Wehr dann an der neuen Fähre an der Oste abholen. Verbrecher und Übeltäter wollte man gegenseitig ausliefern, und wenn sich Einwohner aus dem „Lande Bülkau“ oder Kedingen nicht an den Vertrag hielten würden sie schwer bestraft werden. Die 4 Kirchspiele des „Landes Bülkau“ fühlten sich sehr frei, auch wenn aus dem Steuerregistern von 1500 ersichtlich ist, dass die 4 Kirchspiele 900 lübische Mark zahlten. Alle Schulte und Richter hatten einen Eid auf den Erzbischof zu schwören. Aufstände und politische Alleingänge der Bülkauer wurde immer wieder unterdrückt, aber nie wirklich zunichte gemacht. Das änderte sich mit der Regierungszeit des Erzbischof Christoph, der nicht umsonst auch „der Wilde Christoph“ genannt wurde.

In dem „Kampf um das Land Bülkau“ kam es um das Jahr 1512 zur entscheidenden Schlacht. Nur mit Sensen, Stangen und dem Willen zur Freiheit bewaffnet, stellten sich die Bauern einem gut ausgebildeten und ausgerüsteten Heer der Bremer entgegen. Nach verschiedenen Berichte muss der Kampf im Winter stattgefunden haben, so hatten die Marschbewohner nicht die in früheren Kämpfen bewährte Taktik des Rückzuges hinter den Wassern der Flüsse oder der Deiche anwenden können, somit war die Niederlage nicht zu vermeiden.
Kaum war die Streitmacht der Bremer abgezogen, empörten sich die Bülkauer, und als Ausdruck ihrer Rache entweihten sie die Kirche in Belum und den Friedhof in Cadenberge.

Warum der als rachsüchtig bekannte Erzbischof Christoph sich auf Verhandlungen mit den Bülkauern einließ, muss mit der Rückendeckung für die Bauern aus dem Hause des Herzogs Sachsen Lauenburg zu erklären sein. Die Verhandlungen 1513 begannen in Mahrdorf zwischen den Vertretern des Herzogs und des Erzbischofs und führten zu keiner Lösung. Sie fanden Ihren Abschluss erst Ende des Jahres 1514 bei der Fürstenkonferenz in Buxtehude. Aber erst 1516 unterschrieben die vier Kirchspiele den ausgehandelten Vertrag im Schloß Neuhaus.

Die Bülkauer verpflichteten sich an dem Tag vor Pfingsten, 150 lübische Mark, (1lüb. Mark = 1 Reichsmark) „zum jährlichen Schatz“ zu zahlen, dazu noch zwischen dem 29. September und 11 November 50 Scheffel Gerste, das Süderende in der Fastenzeit 50 Scheffel Hafer nach Neuhaus zu liefern. Die drei anderen Kirschspiele hatten ähnliche Abgaben in Naturalien zu leisten. Zusammen hatten die vier Kirchspiele 316 lübische Mark zu zahlen. Da sich die Zahlen fast mit denen um 1500 gleichen, stellt es keine neue Strafe dar, sondern nur die Wiederherstellung einer alten Verpflichtung. Ferner gelobte das Land Bülkau sich dem Gericht des Erzbischofs, das zweimal im Jahr im Schloß Neuhaus tagte, zu stellen. Die Verpflichtung, Dienstleistungen an die Landesherren in Neuhaus oder Bremervörde zu leisten, wurde durch die Befreiung bei Säe-, Ernte- und Deicharbeiten aufgeweicht.

1629 wütete die Pest in Bülkau und raffte 63 Menschen dahin.

Erst 416 Jahre später, 1932, erfolge die Auflösung des „Amtes Neuhaus“ und Bülkau wurde endlich dem Land Hadeln zugesprochen und dem Kreis Land Hadeln eingegliedert. 1970 wurde die 700jährige Selbständigkeit und seine führende Stellung unter den umliegenden Marschendörfern mit der Eingliederung in die Samtgemeinde „Am Dobrock“ beendet. 1977 verlor auch das Kreis Land Hadeln in der letzten Gebietsreform die Selbständigkeit und wurde zum großen Landkreis Cuxhaven.

Am 4. August 2005 hat der Umweltminister Niedersachsens Sander die erste Pilotanlage für die Gewinnung von Bio-Öl in Bülkau eingeweiht. Sie ist die erste weltweite Pyrolyse-Anlage und soll aus 100 Kilo Holzabfällen ca. 70 Kilo Bio-Öl gewinnen. Es fallen in der Firma Sägewerk Hagenah ca. 6 Tonnen Holzhackschnitzel pro Tag (Stand 2005) an. Dieses Bio-Öl kann wie normales Heizöl als Brennstoff für Maschinen oder zur Gewinnung von Wärme oder Strom verwendet werden.
Diese „Flash-Pyrolyse-Containeranlage“ zu Verflüssigung von Biomasse wird von verschiedenen Firmen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie von der Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Das Dorf wurde in den letzten Jahren sehr stark umgebaut, neue Fuß- und Radwege, neue Gehweglampen und Grünanlagen verschönern das Dorf. Im September 2003 kam das Dorfgemeinschaftshaus, das die Bezeichnung „Bürgerhus“ erhielt, hinzu. So haben die Feuerwehr und das DRK ihre eigenen Räumlichkeiten.

Einen großen Stellenwert hat die Pferdezucht, erkennbar an dem Reitplatz und der Reithalle im Dorf, den vielen privaten Reitplätze, einer privaten Reithalle und den vielen Pferden auf den Weiden rund um Bülkau. Im Mai/Juni findet ein großes Reitturnier statt.

Im Jahre 2007 finden in Bülkau die Abschnittswettkäpfe des Brandabschnittes Hadeln der Freiwilligen Feuerwehren statt. Zu diesem Zeitpunkt besteht die Bülkauer Wehr seit 75 Jahren.

Basierend auf dem Artikel Bülkau der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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