Gudensberg
In der Umgebung von Gudensberg hat man zahlreiche vor- und frühgeschichtlichen Funde nachweisen können, die schon eine vorchristliche Besiedlung der Chatten belegt. Am Lamsberg hat man Funde aus der Rössener Kultur entdeckt. 1938 wurde zwischen dem Odenberg und Gudensberg eine bandkeramische Siedlung um 4000 v. Chr. und eine eisenzeitliche Siedlung um Christi Geburt ausgegraben. Am Kasseler Kreuz entdeckte man beim Bahnbau 1899 ein Brandgräberfeld aus der Zeit 1000 v. Chr.
Im 10. Jahrhundert wurde der Hof Wodensberg in Gudensberg in Dreifelderwirtschaft betrieben. Gudensberg selbst wurde erstmals 1121 urkundlich erwähnt, als sich Giso IV. als Graf von Udenesberc bezeichnete. Der Name leitet sich vermutlich von Wotansberg ab, ein ortsnamenstheoretischer Beleg, dass in altgermanischer Zeit dort von den Chatten der höchste germanische Gott verehrt worden sein dürfte. Noch 1672 wurde der Ort in einer Urkunde als Wutansberg bezeichnet.
Im Mittelalter wurde auf dem Berg eine Burg (die Obernburg) gebaut, die Sitz hessischer Gaugrafen aus dem Geschlecht der Werner und danach dem der Gisonen war. Da die Grafen auf der nahegelegenen Mader Heide Ding hielten, wurde die Grafschaft auch häufig als Grafschaft Maden bezeichnet. Nach der Vermählung von Hedwig von Gudensberg mit dem späteren Landgrafen Ludwig I. von Thüringen 1122 und dem Aussterben der Gisonen im Mannesstamm 1137 gehörte Gudensberg bis 1247 den Landgrafen von Thüringen, die sich bzw. ihre jüngeren Brüder, die von Gudensberg aus den hessischen Landesteil verwalteten, dann teilweise Grafen von Gudensberg, teilweise Grafen von Hessen nannten. Einer dieser Grafen von Gudensberg war Konrad von Thüringen, der 1232 die mainzische Stadt Fritzlar nach zunächst erfolgloser Belagerung doch noch erstürmte und mitsamt einem Großteil ihrer Bewohner einäschern ließ. Als Residenz der jüngeren Brüder der Landgrafen erlebte Gudensberg eine Blütezeit, mit der ersten Ummauerung von etwa 1170 bis 1180 und der Erwähnung als Stadt 1254 mit städtischer Verfassung zu Beginn des 13. Jahrhunderts.
Nach dem Tod Heinrich Raspes, dem letzten thüringischen Landgrafen aus dem Geschlecht der Ludowinger, und der Teilung Thüringens nach dem thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg fiel Gudensberg an die neue, nunmehr von Thüringen getrennte Landgrafschaft Hessen, und Heinrich I., Enkel der Hl. Elisabeth, wurde 1247 auf der Mader Heide zum ersten Landgrafen von Hessen ausgerufen. 1300 verlegte Heinrich I. den Sitz der Verwaltung von Niederhessen von Gudensberg nach Kassel, wo er seit 1277 residierte, und Gudensberg verlor seine politische und administrative Bedeutung. 1324 wurde jedoch Gudensberg nochmals als die Hauptstadt vom Nyderlandt zu Hessen erwähnt. 1365 wurde das Hospital Heiliger Geist für Aussätzige gegründet.
In den zahlreichen Fehden zwischen dem Erzbistum Mainz und der Landgrafschaft Hessen war Gudensberg einer der Hauptstützpunkte Hessens und erlitt wiederholt schweren Schaden. Am 2. September 1387 wurde Gudensberg und die Wenigenburg, jedoch nicht die Obernburg, von mainzischen Truppen eingenommen und eingeäschert. Ein Jahr später zerstörte Erzbischof Adolf von Mainz alles, was im Vorjahre der Verwüstung entgangen war.
Wiederholt suchten Brandkatastrophen die Stadt heim. 1587 wurde die Stadt durch Unachtsamkeit verwüstet. 1640 wurde Gudensberg während des 30-jährigen Krieges durch kaiserliche Truppen gebrandschatzt; bei dieser Plünderung verlor der Philosoph und Theologe Daniel Angelocrater sein gesamtes Hab und Gut.
Tilly berief 1626 einen Landtag der hessischen Städte in Gudensberg ein, auf dem er vergeblich die Abdankung des Landgrafen Moritz zu erreichen versuchte. Ein Jahr später (1627) erzwangen dann die auf der Mader Heide versammelten hessischen Landstände von Moritz die Übergabe der Regentschaft an seinen Sohn Wilhelm. Der letzte hessische Landtag auf der Mader Heide wurde 1654 einberufen.
Im siebenjährigen Krieg wurde 1761 die noch zum Teil erhaltene Obernburg durch Beschuss von britischen Truppen unter John Manners schwer beschädigt. 1806 plünderten französische Truppen die Reste der Obernburg und zerstörten sie völlig. Die Stadttore wurden als Verkehrshindernisse 1823 abgerissen.
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