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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
06.05.2024
09:54
 
 
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»
 

Geschichte

Eines der ältesten Zeugnisse von der Besiedlung der Region Hadamar ist das der Wartbergkultur entstammende, also etwa 5000 Jahre alte Steinkistengrab (siehe auch: Megalithkultur) in Hadamar-Niederzeuzheim. Ein weiteres Grab wurde in Oberzeuzheim gefunden, es wurde jedoch abgebaut und im Burggarten von Hachenburg (Westerwaldkreis) wieder aufgebaut.

Das Hadamarer Stadtwappen entstammt einem Siegelbild, das schon Ende des 15. Jahrhunderts in der Stadt Hadamar und dem Hadamarer Land Verwendung fand. Die Kreuze im Wappen sind als Friedenssymbole und die sich kreuzenden Schwerter als Zeichen der Macht zu deuten.

Von den heutigen Stadtteilen wurden Ober- und Niederweyer 772 als erste urkundlich erwähnt; der Name der Stadt selbst 832 in einer karolingischen Tauschurkunde. Er soll sich angeblich aus dem Germanischen herleiten, den Worten „hadu“ und „mar“, was so viel wie „umkämpfte Wasserstelle“ bedeutet. An der Stelle, an der heute das Renaissance-Schloss am Elbbachufer steht, bewirtschafteten im 13. Jahrhundert Zisterziensermönche des Rheingauer Klosters Eberbach einen Musterhof, den Graf Emich von Nassau-Hadamar im Jahre 1320 kaufte und in eine Wasserburg verwandelte. Im Jahre 1324 erhielt er von Kaiser Ludwig IV. die Frankfurter Stadtrechte für seine Residenz. Für 1430 ist ein Jahrmarkt verbürgt.


Nach einer verheerenden Brandkatastrophe im 16. Jahrhundert ergaben sich im 17. Jahrhundert große Veränderungen im Stadtbild. Den Wiederaufbau verdankt die Stadt dem Grafen, später Fürsten, Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590–1653), der das alte Wasserschloss von 1612 bis 1629 als seine Residenz zum Renaissance-Schloss erweitern ließ und die barocke Neustadt schachbrettförmig mit großflächigen Marktplätzen und öffentlichen Brunnen anlegte. Der Fürst rief die Franziskaner in die Stadt, unterstützte den Bau des Klosters mit Stiftungen, und sorgte für die Niederlassung des Jesuitenordens 1630 in Hadamar.

Johann Ludwig von Nassau-Hadamar erlangte Bedeutung über seinen Herrschaftsbereich hinaus, als er vom Kaiser zum Generalbevollmächtigten der Friedensverhandlungen des Westfälischen Friedens ernannt wurde, der schließlich den Dreißigjährigen Krieg beendete. Er unterzeichnete die Urkunde zum Friedensvertrag als erster. 1650 wurde er gefürstet, wodurch Hadamar zur Residenzstadt wurde. Nach mehreren Konversionen wurde Johann Ludwig 1629 wieder Katholik und siedelte Jesuiten in Hadamar an, die 1652 ein Gymnasium einrichteten. Fürst Johann Ludwig ist der Namensgeber der Gesamtschule, die sich aus diesem Jesuitengymnasium entwickelt hat und die noch heute in Hadamar existiert.

Der „Hadamarer Barock“ erlangte auf dem Gebiet der Altarbaukunst Bedeutung. Die Begriffe „Hadamarer Barock“ und „Hadamarer Schule“ sind im Umkreis des ehemaligen „Fürstentums Nassau – Hadamar“ zwar durchaus geläufig, doch blieben Entstehen, Verbreitung, Bedeutung und kunsthistorische Zusammenhänge weithin unbekannt. Archivalische Funde vor ca. 70 bis 80 Jahren erbrachten in Einzeldarstellungen erste Hinweise. An neuen Erkenntnissen war vor allem Ludwig Baron Döry durch seine Veröffentlichungen seit den 1970er Jahren maßgeblich beteiligt.
Die vier Bildhauer, die zu den besten der „Hadamarer Schule“ gehören, waren: Martin Volk, Johann Valentin Neudecker d. Ä., Johann Neudecker d. J., Johann Theodor Thüringer; nach ihnen sind seit kurzer Zeit Straßennamen in der Kernstadt benannt.

Die "Corrigendenanstalt", die Vorgängerin des heutigen Zentrums für soziale Psychiatrie, wurde 1883 neben dem ehemaligen Franziskanerkloster auf dem Mönchberg errichtet. Architekt war Baurat Eduard Zais, der die anlage deutlich am Vorbild der rund 30 Jahre zuvor von ihm geplanten Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg orientierte. Die Einrichtung diente als Arbeitshaus zur Internierung und Umerziehung des Fahrenden Volks im Regierungsbezirk Wiesbaden und bot Platz für 236 Männer und 80 Frauen. Im benachbarten ehemaligen Kloster wurde zur geleichen Zeit eine Einrichtung für "Landarme" aus Hadamar und dem Umland eingerichtet, die weniger streng geführt wurde und selten mehr als ein Dutzend Insassen hatte. 1906 wurde die Corrigendenanstalt in eine Pflegeeinrichtung für psychisch Kranke umgewandelt.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden ab 1941 in der NS-Tötungsanstalt Hadamar, der damaligen Landesheil- und Pflegeanstalt, auf dem Mönchberg schätzungsweise mindestens 14.494 Behinderte, psychisch Kranke, so genannte „Halbjuden“ und „Ostarbeiter“ ermordet. Heute erinnert eine Gedenkstätte an diese Verbrechen. Auf dem Gelände befindet sich heute die Klinik für forensische Psychiatrie. Die Hadamarer Juden wurden mehrheitlich in weiter entfernten Vernichtungslagern ermordet. Alleine 1942 wurden 19 jüdische Einwohner verschleppt und ermordet.

Begünstigt durch die Ansiedlung einiger deutschsprachiger Flüchtlingsfamilien aus dem Sudetenland nach dem 2.Weltkrieg, die das Glashandwerk in die Stadt mitbrachten und Betriebe gründeten ist die Entstehung der nunmehr bundesweit bekannten Erwin-Stein-Glasfachschule zu erklären, in der Glashandwerker und Glasmaler aus ganz Deutschland ausgebildet werden. Die Schule genießt weit über die Bundesdeutschen Grenzen hinaus einen hervorragenden Ruf. Es ist geplant, in der renovierten Fürstenwohnung im Hadamarer Schloss ein Glasmuseum einzurichten.

In Hadamar befindet sich auch das „Musische Internat“, seit 1969 Probensitz der Limburger Domsingknaben und seit 1998 Sitz des Referates Kirchenmusik des Bistums Limburg.
Überall in der Stadt trifft man auf Zeugen der Vergangenheit. Dazu zählen das „Fürstenschloss“ mit alter Brücke, „Liebfrauenkirche“ mit einer, aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges stammenden Glocke, der Stadtkirche mit angegliederten ehemaligen Franziskanerkloster, dem ehemaligen Jesuitenkloster auf dem „Mönchberg“, das renovierte „alte Rathaus“, die Synagoge, die historischen Marktplätze sowie alte Fachwerkhäuser. In vielfältiger Weise wird heute noch deutlich, dass die Stadt über Jahrhunderte Residenz, Gerichtsort, Verwaltungssitz und Markt für ein weites Umland war.

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