Flagge von Tschechien

Tschechien

Hauptstadt
Prag
 
Fläche
78.860 km²
 
Bevölkerung
10.209.000
 
pro km²
129 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
30.04.2024
02:09
 
 
+
»
 

Geschichte

Jihlava ist eine uralte Bergbaustadt, in der laut der Legende bereits im Jahre 799 Silber gefördert wurde. König Ottokar I. (1198-1230) richtete eine Bergbau-Kanzlei und ein Münzamt ein. Die Stadt genoss schon sehr früh weitgehende Privilegien, die 1250 von Wenzel I. bestätigt wurden. Im Rathaus existiert eine Sammlung alter Gemeinde- und Bergbaugesetze, die sich bis 1389 datieren lassen.

In den Hussitenkriegen war Iglau wie Pilsen und Brüx ein Zentrum der Katholiken, es blieb von Eroberung und Zerstörung verschont, obwohl die kaiserlich-katholischen Truppen im Januar 1422 unweit bei Deutschbrod eine schwere Niederlage erlitten. Die so genannten Iglauer Kompaktaten vom 5. Juli 1436, ein Vertrag mit dem gemäßigten Flügel der Hussiten, markierten das Ende der Hussitenkriege. Durch diesen Vertrag wurde Kaiser Sigismund als König von Böhmen anerkannt, er musste jedoch seinerseits weitreichende Zugeständnisse machen.

Eine Granitsäule in der Nähe der Stadt markiert die Stelle, an der Ferdinand I. 1527 den böhmischen Grundbesitzern die Treue schwor. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Jihlava zweimal von den Schweden erobert. 1742 fiel es in preußische Hände und im Dezember 1805 wurden die Bayerische Armee unter Wrede in der Nähe der Stadt geschlagen. Bis zum Ersten Weltkrieg war Iglau Standort der k.u.k. Armee. 1914 hatten hier der Stab, das I., II. und III. Bataillon des Mährischen Infanterie-Regiments Nr. 81 sowie das II. Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 14 ihre Garnison.

Iglau mit Umgebung bildete vor 1945 nach dem Schönhengstgau die zweitgrößte deutsche Sprachinsel in Mähren bzw. in der Tschechoslowakei. Wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die deutschen Bürger aufgrund der BeneÅ¡-Dekrete enteignet und in einem verlustreichen Fußmarsch in Richtung Süden nach Österreich vertrieben.

In der Iglauer Sprachinsel und in einigen tschechischen und gemischten Dörfern in der Umgebung blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges eine spezifische Volkskultur erhalten. Musikanten benutzten originelle hausgemachte Instrumente und Vierergruppen Fiedeln und Ploschperment. Typische Tänze waren Hatscho/Hatschou, Tuschen und Radln. Bäuerinnen trugen gern alte „pairische“ Trachten mit Scharkaröckchen, glänzenden dunklen Schürzen und großen roten Tüchern.

Ab 1951 war Jihlava Ort mehrerer kommunistischer Schauprozesse, die sich gegen den Einfluss der Kirche auf die Landbevölkerung richteten und zu deren Anlass der Mord an drei örtlichen kommunistischen Funktionären in Babice diente. In den Prozessen wurden elf Todesurteile gefällt und 111 langjährige Zuchthausstrafen verhängt. Wegen der Schnelle der Prozesse wird darüber spekuliert, ob der Überfall vom Staatssicherheitsdienst in Auftrag gegeben wurde. Sämtliche verurteilten Personen wurden nach der samtenen Revolution rehabilitiert.

Aus Protest gegen die sowjetische Besatzung 1969 verbrannte sich im Zusammenhang mit dem Prager Frühling Vilém Plocek auf dem Marktplatz. Heute erinnert dort eine Gedenktafel an ihn.

Basierend auf dem Artikel Jihlava der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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