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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
11.10.2024
02:28
 
 
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KZ Engerhafe

Am 21. Oktober 1944 erfolgte die Umwandlung des Barackenlagers in ein Nebenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Für das Außenlager des KZ musste weiteres Land beschlagnahmt werden, nämlich Kirchenland nördlich der Pastorei, der Spielplatz der Engerhafer Volksschule sowie ein Streifen Privatland westlich des Dodentwenter Weges. Die ersten 400 Insassen wurden Mitte Oktober mit der Bahn nach Engerhafe transportiert. Der Transfer aus dem zirka 250 Kilometer entfernten Konzentrationslager Neuengamme dauerte zwischen 20 und 30 Stunden. Dieses Vorauskommando musste zunächst das Barackenlager in ein KZ umwandeln, indem es Sicherungsanlagen für das Lager errichtete, so unter anderem Stacheldrahtzäune und Wachtürme. Daraufhin erbauten die Insassen zwei weitere Baracken. Diese wurden zur Tarnung mit steilen Dächern versehen, damit sie aus der Luft wie landwirtschaftliche Gebäude aussahen. Nach der Fertigstellung wurde das Lager dann mit weiteren Häftlingen belegt. Diese trafen auf dem Bahnhof Georgsheil – drei Kilometer von Engerhafe entfernt – in Viehwaggons ein und kamen aus ganz Europa. Die größte Gruppe stammte aus den Niederlanden. Sie waren als Widerstandskämpfer, Geiseln oder Zwangsarbeiter verhaftet worden. Die unmenschlichen Bedingungen, unter denen die Häftlinge untergebracht waren, forderten schon bald erste Todesopfer. Am 4. November wurden die ersten vier Insassen beerdigt. Zwei Tage später waren schon zehn Insassen tot. Die Kirchenchronik vom 6. November 1944 vermerkt dazu: „Das Barackenlager im Pfarrgarten ist seit einiger Zeit in ein Gefangenenlager verwandelt und sehr stark belegt worden. Es sind Todesfälle eingetreten, bis zum heutigen Tag zehn.“ .

Ursprünglich war Engerhafe als provisorisches Sommerlager für 400 Menschen angelegt worden. Nach der Umwandlung in ein KZ-Außenlager hausten hier jedoch 2000 bis 2200 Häftlinge in drei 50 Meter langen und acht bis zehn Meter breiten ungeheizten Baracken, in denen lediglich die Betten Platz hatten. In jeder Baracke gab es 40 Schlafplätze. Jeweils drei Schlafgelegenheiten standen übereinander, und in jedem Bett schliefen zwei oder gar drei Männer auf Strohsäcken. Das Lager hatte weder Trink- noch Waschwasser und verfügte über keinerlei Kanalisation. Die hygienischen Umstände im Lager waren so katastrophal, dass sich die Ungeziefer und Krankheiten rapide verbreiteten. „Als später die Ruhr überhand nahm, kam es auch vor, dass der flüssige Kot von den oberen Betten in die unteren floss“. Trotz der widrigen Wetterbedingungen im ostfriesischen Spätherbst waren die Baracken nicht beheizt.

Der Tagesablauf der Insassen sah in etwa so aus:

Morgens um 4 Uhr weckten SS-Aufseher die Gefangenen, danach bekamen sie ein Stück Brot, etwas Marmelade und je 20 Gramm Margarine und Wurst zum Frühstück. Es folgte der Zählappell. Anschließend marschierte der größte Teil der Insassen in Fünferreihen eingehakt zum Bahnhof von Georgsheil, von wo aus sie im offenen Güterwagen nach Aurich fuhren. Nach dieser kurzen Ruhepause folgte ein weiterer langer Marsch durch Aurich hindurch zur Arbeitsstelle. Dort leisteten die geschwächten Männer Schwerstarbeit: Mit Schaufeln gruben sie bis zu zweieinhalb Meter tiefe Erdlöcher in den zähen Lehmboden, wobei sie oft stundenlang bis zu den Knien im Wasser standen. Spät abends ging es dann zurück, und die Insassen erhielten ein Abendessen, das meist aus einer Wassersuppe mit Kohl und einigen Pellkartoffeln bestand.

Die Hauptaufgabe der Gefangenen war die Errichtung eines Panzergrabens rund um die Stadt Aurich im Zusammenhang mit dem Bau des sogenannten Friesenwalls. Am 15. Dezember 1944 begann der Rücktransport von 500 Schwerstkranken nach Neuengamme. Mit der Überstellung der restlichen Häftlinge nach Neuengamme am 22. Dezember 1944 wurde das Lager wieder aufgelöst. Zehn Tage später galt die „Rundumverteidigung Aurichs“ als vollendet. 188 Menschen sind von Oktober bis Dezember 1944 im KZ Engerhafe zu Tode gekommen. Als Todesursache wurde in den Kirchenbüchern "blutige Diarrhoe" angegeben.

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