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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
29.04.2024
07:32
 
 
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»
 

Geschichte

Das Dorf Leer wurde deutlich vor dem Jahr 800 gegründet. Der Name der Stadt geht wahrscheinlich auf das alte germanische Wort „Hleri“ zurück, das eine umzäunte Weide bezeichnet und auf die Tätigkeit der Bewohner als Viehzüchter hinweist. Im Jahr 791 missionierte der Friesenapostel Liudger die Leeraner und gründete die erste Kapelle im ostfriesischen Raum am Westrand der damaligen Siedlung.

Mit der Annahme des Christentums wurden die Leeraner Teil des Frankenreichs von Karl dem Großen. Im Hochmittelalter gehörte Leer zum freien friesischen Gau Moormerland. Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert war Leer Sitz des Häuptlings Focko Ukena, der für eine kurze Zeit der mächtigste Häuptling Ostfrieslands war. Nach seiner Vertreibung im Jahr 1430 bauten die Hamburger nahe Leer die Festung Leerort, die später von dem neuen ostfriesischen Grafen Ulrich I. und seinen Nachfolgern zur stärksten Festung Ostfrieslands ausgebaut wurde.

Im Jahr 1508 verlieh Edzard der Große dem Flecken Leer das Marktrecht. Edzard führte auch die Reformation in Ostfriesland ein. Zunächst lebten Lutheraner und Refomierte in Leer nebeneinander, dann setzten sich die Reformierten durch. Die reformierte Gemeinde übernahm die Verwaltung des Marktfleckens und wurde sehr wohlhabend. Sie richtete 1525 die erste Volksschule und gründete unter dem reformierten Grafen Graf Johann 1584 eine Lateinschule in Leer. Von 1588 bis 1594 war Ubbo Emmius Rektor der Lateinschule.

Leer gelangte durch seine Handwerker, besonders die Leinenweber, zu Wohlstand. Im Jahr 1570 wurde die Waage an die Leda verlegt und damit zur Keimzelle der späteren Hafenwirtschaft. Nach 1600 gab es auch wieder Lutheraner im Ort. Die lutherische Kirche (Lutherkirche) wurde 1675 errichtet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Leer durch die Mansfelder Söldner verwüstet.

Im Jahr 1744 starb der letzte Fürst aus der Cirksena-Familie und Leer kam mit Ostfriesland an Preußen. Der Ort wurde von Friedrich dem Großen gefördert und nahm einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Im 18. Jahrhundert begann langsam die Industrialisierung in Leer. Verschiedene Fabriken siedelten sich an.

Die alte reformierte Kirche „St. Liudger“ wurde 1785 abgebrochen. Lediglich die Krypta blieb bis in die heutige Zeit erhalten. Die Einweihung der neuen Kirche erfolgte am 16. September 1787. Durch Napoleon kam Leer von 1806 bis 1810 an das Königreich Holland und danach an Frankreich. Cramer von Baumgarten wurde 1812 von der französischen Verwaltung als Maire (Bürgermeister) eingesetzt und war somit der erste Leeraner Bürgermeister.

Im Jahr 1815 wurde Leer mit Ostfriesland dem Königreich Hannover zugeschlagen Das Stadtrecht erhielt Leer im Jahre 1823 von König Georg IV. zugesprochen. Leer baute in der Folgezeit seinen Hafen und seine Infrastruktur aus. Im Jahr 1856 erhielt die Stadt mit einem Bahnhof an der „Hannoverschen Westbahn“ von Emden nach Rheine eine erste Eisenbahnverbindung. Am 6. August 1861 verlieh Georg V., König von Hannover, der Stadt ihr erstes Stadtwappen.

Im Jahr 1866 kamen Ostfriesland und Leer wieder zu Preußen. Die jüdische Gemeinde baute von 1883 bis 1885 erstmals eine Synagoge in Leer. Im Jahr 1887 begann die Planung für das Rathaus der Stadt, da durch den Nachlass eines Leeraner Bürgers von rund 160000 Goldmark die Mittel dazu verfügbar wurden. Nach fünf Jahren Bauzeit wurde das Rathaus am 29. Oktober 1894 eingeweiht.

Von 1900 bis 1903 baute Leer seinen Hafen tidefrei um. Die Ledaschleife wurde von dem Fluss abgetrennt und mit einer Seeschleuse mit der Leda verbunden. Mit einer großen Feier weihte die Stadt den neuen Hafen am 19. September 1903 ein.

Von 1925 bis 1928 wurden erneut umfangreiche Baumaßnahmen in der Stadt durchgeführt. Für den zeitweise größten Viehmarkt Europas errichtete die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Dr. vom Bruch auf der Halbinsel Nesse eine neue Viehmarktanlage.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 hatten die Juden in Leer unter Repressionen staatlicher Organe zu leiden. Im Jahr 1938 wurde die Leeraner Synagoge zerstört. Fast 90 Prozent der jüdischen Leeraner wurden im Holocaust ermordet, überlebt haben nur etwa 20 bis 30 Personen. Leer erlitt erst in den letzten Kriegstagen bei der sinnlosen Verteidigung der Stadt gegen die vorrückenden Kanadier schwere Schäden.

1950 verlieh der Niedersächsische Minister des Innern der Stadt Leer das Recht, ein neues Wappen offiziell zu führen. Das neue Stadtwappen basierte auf einem Siegelabdruck von 1639. Am 1. Oktober 1955 wird Leer der Status einer selbstständigen Stadt zugesprochen. In den Jahren 1968 wurden Heisfelde und Loga zu Leeraner Stadtteilen, Leerort wurde 1971 eingemeindet, Bingum, Hohegaste, Logabirum, Nettelburg und Nüttermoor folgten schließlich 1972.

Basierend auf dem Artikel Leer (Ostfriesland) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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