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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
18.04.2024
15:51
 
 
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Geschichte

Schon in der Jungsteinzeit vor fast 7000 Jahren siedelten Menschen in der heutigen Leingartener Gemarkung. Viele steinzeitliche rechteckige Wohnstellen wurden ergraben, mit zahlreichen Hausgeräten aus Stein, Knochen und Ton. Für die Keramik, die mit anderen Funden stilistisch nicht vergleichbar war, prägte der Heilbronner Arzt und Altertumsforscher Alfred Schliz 1901 den Begriff Großgartacher Kultur (4800 bis 4600 v. Chr.) Auch für die nachfolgende Bronze- und Eisenzeit ist eine Besiedlung durch Fundstücke in der Gemarkung nachgewiesen.

Ab etwa 500 v. Chr. kamen die Kelten als neue Siedler. Sie und auch die am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis an den Neckar vordringenden Römer hinterließen Spuren in der Leingartener Gemarkung. Seit dem 3. Jahrhundert drangen die Alemannen in die rechtsrheinischen römischen Gebiete ein und wurden seit etwa 500 n. Chr. von den siegreichen Franken aus dem nördlichen Neckargebiet teilweise nach Süden abgedrängt. Im 8. Jahrhundert gehörten Großgartach und Schluchtern in den fränkischen Gartachgau.

Großgartach und Schluchtern sind im Lorscher Codex zum ersten Mal schriftlich bezeugt. „Im 15. Jahr des Königs Pippin“, was den Jahren 766 und 767 entspricht, erscheinen sie als Gardaha und Sluhtra in Schenkungsurkunden des Klosters Lorsch.

Die sogenannte Frankenschanze in der Großgartacher Markung, eine Ringwallanlage auf einer schmalen Terrasse am Nordhang des Heuchelbergs, wurde wahrscheinlich um 1000 n. Chr. errichtet und wohl bis ins 14. Jahrhundert zumindest zeitweise auch bewohnt. Fundstücke belegen die Existenz eines mit einem Kachelofen ausgestatteten Hauses und damit die Anwesenheit bedeutsamer Personen. Die Anlage – an der Stelle eines römischen Siedelplatzes – hat in Süddeutschland kein vergleichbares Gegenstück und erinnert an die norddeutschen Niederungsburgen des 10. und frühen 11. Jahrhunderts. Bei einem Teil dieser Rundwallanlagen dürfte es sich um frühe Adelsburgen gehandelt haben, und vielleicht war auch die Frankenschanze der befestigte Wohnsitz einer adligen Familie. Jedenfalls sprechen die Fundstücke, die Lage des Platzes und die Situation im Gelände gegen eine Nutzung als einfache Fliehburg.

Ein Bergsporn auf der Nordseite des Heuchelbergs in der Schluchterner Markung wurde durch die sogenannte Harchenburg gesichert, eine mehrgliedrige mittelalterliche Befestigungsanlage aus Wällen und Gräben. Bei archäologischen Untersuchungen kamen keine antiken Mauerreste oder Funde an den Tag. Hier stand also nie eine „Ritterburg“, sondern die Harchenburg war eine Fliehburg, die den Bewohnern von Schluchtern und vielleicht auch denen von Großgartach und Schwaigern in unruhigen Zeiten Schutz bot.

Schluchtern war zunächst nur ein Flurname in der Großgartacher Gemarkung (… in Gardaro marcha in loco qui dicitur Shlothrun), ein Platz, auf dem ein Herrenhof stand mit dem dazugehörenden Herrenland und dem Hufenland der abhängigen Bauern.

Der Herrenhof (Fronhof) in Großgartach ist der Siedlungskern der späteren Gemeinde. Der Grabfund einer mit zwei Goldohrringen bestatteten Frau in der dem Hof benachbarten alten Großgartacher Laurentiuskirche lässt schon für die Zeit um 700 die Anwesenheit einer hochstehenden Familie vermuten.

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts gehörten fast drei Viertel von Großgartach in die Herrschaft der Grafen von Lauffen, die alle ihre Rechte auf das 1122 von ihnen gegründete Kloster Odenheim übertrugen. Seit 1376 erweiterten die Grafen von Württemberg ihren Großgartacher Grundbesitz; sie erwarben ein Viertel der Vogtei und die hohe Obrigkeit (Landeshoheit). Nach dem Niedergang des Klosters Odenheim kamen dessen Rechte im 16. Jahrhundert an das Ritterstift Bruchsal.

Vermutlich im 13. Jahrhundert erwarben die Herren von Weinsberg ihren Schluchterner Besitz. 1431 verkauften sie ihre Rechte – Grundrechte, Gerichtsbarkeit, Kelter – für 1000 Gulden an Pfalzgraf Otto aus der Pfälzer Seitenlinie Pfalz-Mosbach. Nach dem Erlöschen dieser Linie fiel Schluchtern im Erbgang 1499 an die Kurpfalz. Schon früh hatten die Herren von Neipperg Rechte in Schluchtern. Sie waren sicher auch die Erbauer der alten Pankratiuskirche, denn bis 1305 besaßen sie das Patronatsrecht, und im Schluchterner Weistum (nach 1499) sind sie als collatores bezeugt, sie haben das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Schluchterner Pfarrstelle.

Im Dreißigjährigen Krieg und dem nachfolgenden Pfälzischen Erbfolgekrieg hatten Großgartach und Schluchtern wie die meisten Orte der Umgebung stark zu leiden. Das teilweise entvölkerte Schluchtern wurde durch die Ansiedlung von Auswanderern wieder bevölkert, wodurch insbesondere die katholische Gemeinde des Ortes erstarkte.

In der Rechtsnachfolge des Ritterstifts Bruchsal kam Großgartach 1803 an das Großherzogtum Baden, das den ihm zugefallenen Besitz 1806 im Tausch gegen andere Rechte an Württemberg gab, wo der Herzog und Kurfürst gerade König geworden war. Nun lebten die Großgartacher also im Königreich Württemberg. Schluchtern gehörte bis 1803 zum kurpfälzischen Oberamt Mosbach. Es kam dann an das Fürstentum Leiningen und mit diesem 1806 an das Großherzogtum Baden. Da Großgartach und die anderen umliegenden Orte württembergisch waren, bildete Schluchtern nun eine badische Exklave in Württemberg. Mehrere Anläufe beider Seiten, den Ort an Württemberg zu übertragen, blieben ohne Ergebnis. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, am 25. Juni 1945, verfügte die amerikanische Besatzungsmacht, dass die Gemeinde fortan dem württembergischen Landkreis Heilbronn unterstehe. Nach der Bildung Baden-Württembergs wurde diese Übertragung noch einmal durch ein Landesgesetz bekräftigt.

1939 wurden in Großgartach 2752 Einwohner gezählt, in Schluchtern waren es 1074. Ende 1945 waren es 2994 Einwohner in Großgartach und 1210 in Schluchtern. Im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform vereinigten sich Schluchtern und Großgartach am 1. Januar 1970 nach Jahrhunderten der Trennung zur neuen Gemeinde Leingarten.

Die Gemeinde Leingarten strebt an, zum 40-jährigen Jubiläum der Vereinigung im Jahr 2010 zur Stadt erhoben zu werden. Am 27. April 2007 beschloss der Gemeinderat, das Verfahren hierfür einzuleiten.Quellen für den Abschnitt Geschichte:

Ludwig Lidl: Leingarten im Ablauf der Geschichte. In: Heimatbuch Leingarten. S. 34f.

Gerhard Kiesow: Schluchtern. Ein kurpfälzisches Dorf im 16. Jahrhundert. S. 18f. und 63

Christoph Morrisey und Dieter Müller: Wallanlagen im Stadt- und Landkreis Heilbronn. S. 76f.

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