Flagge von Ukraine

Ukraine

Hauptstadt
Kiew
 
Fläche
603.700 km²
 
Bevölkerung
45.986.000
 
pro km²
76 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
30.04.2024
07:35
 
 
+
»
 

Geschichte

Lemberg teilt weitgehend die Geschichte der Ukraine bzw. Galiziens/Polens

1256 errichtete Danilo Romanovič, Fürst der Rus, an der Stelle des heutigen Lemberg eine Burg für seinen Sohn Lew. Von diesem Lew (ukrainisch Löwe) hat die Stadt ihren Namen. Auch im Wappen und in zahlreichen Steinskulpturen der Stadt taucht der Löwe immer wieder auf. Nach der Zerstörung des Kiewer Reiches durch die Mongolen fielen seine westlichen Gebiete, darunter Lemberg, 1340/1349 an Polen. 1356 erhielt die Stadt vom polnischen König Kasimir dem Großen die Magdeburger Stadtrechte, deutsche Bürger, Juden sowie auch Christen siedelten an. Im selben Jahr erhielten die Armenier Privilegien von Kasimir III. Die Amtssprache war fast 200 Jahre lang Deutsch. Das Siegel des Stadtrates lautete S(igilum): CIVITATIS LEMBVRGENSIS. 1387, nach einem kurzen ungarischen Intermezzo, kam sie wieder an die Krone Polens.

Von 1375 bis 1772 war Lemberg Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Ruthenia, einer administrativen Einheit des Polnisch-Litauischen Gemeinwesens (Adelsrepublik Polen-Litauen).
In der frühen Neuzeit entwickelte sich der Ort bald zu einem wichtigen Handelsplatz, sowie neben Krakau, Vilnius und Warschau zu einem Zentrum polnischen Kultur- und Geisteslebens im ukrainisch-sprachigen Umland.

Die 1661 von polnischen König Johann II. Kasimir gegründete Universität Lemberg ist die älteste in der heutigen Ukraine.

1772 fiel die Stadt mit der ersten polnischen Teilung an Österreich. Lemberg wurde Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien und viertgrößte Stadt im damaligen Österreich.

Lemberg war vor dem Ersten Weltkrieg, zusammen mit Krakau und der Festung Przemysl eine der größten Garnisonen der k.u.k. Österreich-Ungarischen Armee im Osten der Monarchie. Der Standort war Eckpfeiler zum Schutz der Grenze Rutheniens gegen das zaristische Russland.

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Lemberg nach teilweise heftigen Kämpfen zwischen Polen und Ukrainern wieder an Polen zurück. Die Stadt wurde am 21./22. November 1918 von polnischen Truppen besetzt. Bei einem Pogrom, das vom 22. bis zum 24. November andauerte, töteten polnische Soldaten sowie Milizionäre und Zivilisten eine große Anzahl von Juden. Die genaue Opferzahl beträgt laut Morgentau-Report 64
. Den Juden wurde ihre bis dahin neutrale Haltung im Konflikt zwischen Polen und Ukrainern vorgeworfen. Das Massaker endete, nachdem Vertreter der jüdischen Gemeinschaft zugesichert hatten, künftig zu Polen zu halten. Der Gewaltakt erschütterte das bis dahin recht harmonische Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen und Religionen in Lemberg nachhaltig.

Die Stadt hatte damals 361.000 Einwohner, die meisten davon Polen (1912 50.5 - 53 %), ein Drittel Juden, außerdem Deutsche und Armenier. Im Umland der Stadt lebten mehrheitlich Ukrainer (je nach Landkreis etwa zwei Drittel bis fünf Sechstel der Bevölkerung). In den Zwischenkriegsjahren blieb Lemberg sowohl eine Hochburg polnischer Kultur als auch ein Brennpunkt ukrainischen Nationalgefühls. In den Jahren 1939 bis 1941 wurde es nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens 1939 in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert, wobei die sowjetischen Besatzer mit Gewalt gegen die ukrainische Bevölkerung vorging. 1941 wurde Lemberg durch Hitlers Überfall auf die Sowjetunion Teil des deutschen Generalgouvernements.

Ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung wurde ermordet, u. a. im von den Nationalsozialisten eingerichteten Ghetto Lemberg, im städtischen KZ Janowska und im Vernichtungslager Belzec. Insgesamt wurden in Lemberg und Lemberger Umgebung während der Nazi-Zeit ca. 540.000 Menschen in Konzentrations- und Gefangenenlagern umgebracht, davon 400.000 Juden, darunter fast alle jüdischen Stadtbewohner (ca. 130.000). Die restlichen 140.000 waren russische Gefangene.

Dazu kam der brutale Naziterror gegen die polnische Bevölkerung wie beispielsweise die Ermordung von 25 polnischen Professoren am 5. Juli 1941. Diese Gräueltaten fanden unter aktiver Teilnahme der ukrainischen Nationalisten, unter anderem des Bataillon Nachtigalls, statt.

Als die Stadt 1944 wieder unter sowjetische Herrschaft kam, wurden die meisten dort ansässigen Polen vertrieben. Ein Teil der Bevölkerung wurde in Niederschlesien v. a. in Breslau nach der Vertreibung der dort lebenden Deutschen angesiedelt. Viele Ukrainer, die zuvor im polnischen Westgalizien und in Zentralpolen gelebt hatten, wurden von der UdSSR in oder bei Lemberg angesiedelt.

Seit 1991 ist es Teil der unabhängigen Ukraine, doch gehen immer wieder Autonomie-Bestrebungen von der Region Galizien aus, nicht zuletzt wegen der Geschichte Lembergs als Hauptstadt eines eigenen Königreiches. Die Stadt feierte im Herbst 2006 das 750. Jubiläum ihres Bestehens.

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