Flagge von Deutschland

Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
16.04.2024
08:58
 
 
+
»
 

Geschichte

1257 wird Lenggries zum ersten Mal urkundlich erwähnt, in einer Schenkungsurkunde, die unter den Zeugen einen Wernherus Cellerarius de Lenggriesen nennt (Schenkungsgegenstand war die Leibeigene Frau Luitgard). Es hatte sich eine Flößersiedlung entwickelt, und Bedienstete der nahen Burg Hohenburg lebten dort. Diese um 1100 erstmals urkundlich erwähnte Festung war jahrhundertelang das bedeutendste Herrschaftszentrum des Isarwinkels. Die Burg auf einer Anhöhe am Hirschbach gehörte ursprünglich den Herren von Thann, kam Ende des 12. Jahrhunderts in den Besitz der Herren von Tölz und 1262 an die Wittelsbacher. Ab 1294 war diese Burg im Besitz der Herren von Egling. Ihnen folgten 1396 die Herren von Maxlrain, die 1410 bis 1420 einen großen Umbau und eine Erweiterung vornahmen. 1522 kam die stattliche Burg in den Besitz des Hauses Schellenberg. Dionys von Schellenberg verkaufte 1566 schließlich Burg und Gericht an seinen Neffen Hanns Paul Herwarth, in dessen Geschlecht der Besitz der Burg und Hofmark Hohenburg bis 1800 blieb. 1705 standen Lenggries und die Burg im Mittelpunkt der Bayerischen Volkserhebung, da hier der erste Widerstand gegen die österreichischen Besatzer organisiert wurde. Dieser Aufstand fand sein tragisches Ende in der Sendlinger Mordweihnacht.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges hielten österreichische Truppen die Burg besetzt, und am 21. Juli 1707 wurde sie bei einem aus ungeklärten Gründen entstandenen Brand vollkommen zerstört. Die Burg wurde daraufhin größtenteils abgetragen und die Steine in der Lenggrieser Pfarrkirche St. Jakobus und dem neuen Schloss Hohenburg, das rund 300 m südlich entstand, verbaut. Dieses bis heute bestehende prachtvolle Schloss ließ Graf Ferdinand Joseph von Herwarth 1712 bis 1718 im klassischen Barockstil errichten. Der opulente Schlossgarten nach Versailler Muster wurde von Matthias Diesel angelegt. Ab 1800 wechselte der Besitz des Schlosses zwischen mehreren Adelshäusern. So wurde es 1866 vom aus Preußen vertriebenen Großherzog Adolf von Nassau erworben, dem späteren Großherzog von Luxemburg, der das Schloss von da an als Sommerresidenz nutzte. Unter den Luxemburgern wurde in Lenggries besonders die Fürstin Anna Maria verehrt, und der Ort, der 1870 2.416 Einwohner zählte, blühte auf. 1921 kam es zu einer Allianz mit dem Hause Wittelsbach, als in der Lenggrieser Pfarrkirche Kronprinz Rupprecht mit Prinzessin Antonia von Luxemburg vermählt wurde. Zur Zeit des Dritten Reiches wurde das Schloss beschlagnahmt. Schließlich kam es 1953 in den Besitz des Landshuter Ursulinenklosters, von dem dort eine Mädchenschule mit Internat eingerichtet wurde.

Lenggries entwickelte sich im Zeitraum 1808 bis 1818 im Zusammenhang mit den in diesen beiden Jahren erlassenen bayerischen Gemeindeedikten zur selbständigen politischen Gemeinde, gehörte jedoch bis 1848 als Hofmark zum Schloss Hohenburg. Ab 1. Juni 1905 nahm die erste Kraftpostlinie Deutschlands ihren ständigen Betrieb zwischen Bad Tölz und Lenggries auf. 1924 wurde Lenggries an das Bahnnetz (heute Bayerische Oberlandbahn) angeschlossen. Damit gewann der Fremdenverkehr zunehmende Bedeutung für Lenggries. Lenggries, das seit jeher ein Flößer- und Kalkbrennerort war, litt sehr unter der Errichtung des Walchenseekraftwerkes 1924, da die Isar nun kaum genug Wasser für die Flößerei führte und durch die Lähmung des Flusses der Schliff der Kalksteine in der Isar behindert wurde.

Ab dem 15. September 1936 wurde in Lenggries in nur einem Jahr die Prinz-Heinrich-Kaserne erbaut, wo ab dem 3. Oktober 1937 das Gebirgsjäger-Regiment 2/100. Btl. der Wehrmacht stationiert war. Kurz nach Kriegsbeginn im September 1939 wurden die in der landläufig Jägerkaserne genannten Kaserne untergebrachten Soldaten, die als Eliteeinheit dienten, mit dem Zug nach Polen zum Fronteinsatz gebracht. Am 3. Mai 1945 wurde Lenggries vom 141. Infantry Regiment der US 36. Infantry Division eingenommen, das sich noch letzte Gefechte im Isarwinkel mit der SS-Division „Götz von Berlichingen“ lieferte. Die amerikanischen Besatzer fanden in der Kaserne zahlreiche Flugabwehrraketen.

Von 1954 bis 1959 entstand der Sylvensteinstausee, ein fjordartiger Stausee, der vor allem als Hochwasserschutz und Rückhaltebecken für Dürrezeiten dienen sollte. Das jahrhundertealte Bauern- und Jägerdorf Fall verschwand in diesem See, da einer seiner Arme das gesamte Tal flutete. Zahlreiche Prominente pflegten für Jagdurlaube einst nach Fall zu reisen, darunter Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma, Paul von Hindenburg, Heinrich Himmler und Ludwig II. (dieser baute in Vorderriß ein Jagdhaus und eine Kapelle, die heute zu besichtigen sind). Ab 1957 wurde daher für die Bewohner zur Umsiedelung an einem Ufer das Dorf Neu-Fall errichtet. Das alte Dorf ist heute noch bei niedrigem Wasserpegel und günstigem Licht am Grunde des Sees zu sehen. Der optisch reizvolle See ist heute ein beliebtes Ausflugziel. 2002 wurde die Prinz-Heinrich-Kaserne, in der seit 1973 die Bundeswehr beheimatet war, trotz Protesten aufgelöst. Über die weitere Nutzung der Gebäude wird bis heute diskutiert.

Basierend auf dem Artikel Lenggries der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen