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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
14.05.2025
05:29
 
 
+
»
 

Geschichte

Rottenburg liegt in einer seit vorgeschichtlicher Zeit dicht besiedelten Region (siehe Ur- und Frühgeschichte zwischen Alpen und Maingebiet). In den vergangenen Jahren wurden Grabungen in Fundstellen des Mesolithikum (in Siebenlinden), des Neolithikums und der Hallstattzeit durchgeführt.

Vermutlich im Jahre 98 n. Chr. mit der Errichtung des Neckar-Odenwald-Limes unter Trajan kam das Gebiet um Rottenburg unter römische Herrschaft. Die Datierung dieser Eroberung auf die Chattenkriege Domitians in den Jahren 83 und 85 gilt heute als überholt, auch wenn das Gebiet wohl bereits seit dem Bau der Kinzigtalstraße im Jahre 73/74 unter römischem Einfluss stand (vgl. Alblimes, Kaiser Vespasian).

Das genaue Gründungsjahr der römischen Siedlung Sumelocenna ist unbekannt, eine Gründung im Jahre 98 gilt – analog zur Gründung Rottweils im Jahre 73 – als plausibel. Sumelocenna lag an der römische Fernstraße Cannstatt – Rottweil (Arae Flaviae) – Hüfingen (Brigobanne) – Schleitheim (Iuliomagus) – Windisch/CH (Vindonissa). Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde Sumelocenna Hauptort einer Civitas. Diese Gebietskörperschaft ist in ihrer Bedeutung ungefähr mit einem Regierungsbezirk vergleichbar und umfasste im Falle von Rottenburg wohl das gesamte mittlere Neckarland. Der Name Sumelocenna stammt übrigens aus dem Keltischen. Vermutlich bedeutete er „Die Leute des Sumelo“, einer damaligen keltischen Sippe.

Sumelocenna gehörte zu den bedeutendsten Römerstädten im heutigen Baden-Württemberg. Das römische Sumelocenna wurde über eine 7 km lange Wasserleitung mit Quellwasser aus dem Rommelstal versorgt. Im Stadtgebiet gab es mehrere öffentliche Bäder.
Im späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert nach Christus wurde die Stadt zum Schutz gegen Angriffe der Alemannen und anderer germanischer Stämme ummauert. Nur in zwei weiteren Städten in Südwestdeutschland ist eine römische Stadtmauer belegt, nämlich in Ladenburg (Lopodunum) und in Bad Wimpfen im Tal. Die ummauerte Fläche umfasste in Rottenburg wie in Ladenburg rund 32 Hektar, in Wimpfen waren es ca. 19 Hektar.

Nach dem Sturm der Alamannen auf den Limes im Jahre 259/260 n. Chr. ging das römische Sumelocenna unter. Der Bischofssitz in Rottenburg stammt erst aus dem 19. Jahrhundert, er ist deswegen (anders als bei anderen Römerstädten wie etwa Chur oder Worms) kein Hinweis auf eine Siedlungskontinuität in der Völkerwanderungszeit.

In alamannischer Zeit verlagerte sich das Siedlungszentrum etwas nach Osten, wo der Ort Sülchen entstand. Die Herleitung des Ortsnamens Sülchen aus einer vulgärlateinischen Form Sulocenna gilt als möglich. Im alten römischen Stadtgebiet sind zwar einige alamannische Sonderbestattungen, aber keine Siedlungsreste bekannt. Offenbar verfiel die alte Römerstadt.

Im deutschsprachigen Raum gibt es mehrere Städte mit dem Namen Rottenburg. Meistens bedeutet dieser Name „rote Burg“ bzw. „rote Stadt“ (ahd. burg = Stadt). Mit zwei t geschrieben kann dieser Name aber auch „zerstörte, verfallene Stadt“ bedeuten, was im Falle von Rottenburg am Neckar für die mutmaßliche Entstehungszeit des Namens im frühen Mittelalter durchaus passt (vgl. Rottweil und Kastelruth sowie die nach ehemaligen Römerkastellen benannten Städte Neckarburken und Osterburken).

Im 12. und 13. Jahrhundert erlangte Rottenburg durch die Grafen von Hohenberg erneut Bedeutung. Graf Albrecht II. von Hohenberg gründete um das Jahr 1280 in der Nähe einer bestehenden Burg die Stadt neu als neuen Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft – eine Folge der beständigen Gebietserweiterungen der Hohenberger in Richtung Neckartal. 1381 musste die Stadt allerdings als Teil der Grafschaft Hohenberg an die Habsburger verkauft werden. Rottenburg wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein bedeutendes kulturelles Zentrum, als Mechthild von der Pfalz die Stadt nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns, Erzherzog Albrecht VI. von Österreich († 1463), des Bruders von Kaiser Friedrich III., zu ihrem Witwensitz erkor. Sie richtete dort einen Musenhof ein, sammelte Dichter, Musiker, Gelehrte und Künstler um sich. Der Glanz erlosch mit ihrem Tod 1482.

Durch zwei Stadtbrände 1644 und 1735 wurden große Teile der mittelalterlichen Bebauung zerstört. Die Altstadt wird deshalb vor allem durch Gebäude aus der Barockzeit geprägt.

Bis es 1805 an Württemberg fiel, war Rottenburg vorderösterreichische Oberamtsstadt. In württembergischer Zeit wurde Rottenburg Sitz des Sechsten Kreises, ab 1810 der Landvogtei am mittleren Neckar und ab 1817 Sitz eines württembergischen Oberamtes, das 1924 in Kreis Rottenburg umbenannt, dann aber 1938 aufgelöst wurde. Seither gehört die Stadt mit ihrem Umland zum Landkreis Tübingen.

In der Zeit des Nationalsozialismus wird Bischof Joh. Baptist Sproll 1938 aus seiner Diözese verbannt. Dennoch kommt es 1940 durch seine Amtsvertreter in seinem Namen zu einem offenen Protest gegen die Euthanasiemorde. In Hailfingen wird 1944/45 ein Konzentrationslager errichtet, um die Zwangsarbeiten am Militärflugplatz noch auszuweiten. Es kommt dort und in der Folge durch die Aushungerung zur Ermordung vieler Gefangener. Kurz vor Ende des Kriegs wird in Berlin-Plötzensee der in Rottenburg geborene und von den Nazis abgesetzte württembergische Staatspräsident Eugen Bolz hingerichtet.

Die Einwohnerzahl Rottenburgs überschritt im Rahmen der Gemeindereform Anfang der 1970er Jahre die Grenze von 20.000. Danach stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Mai 1972 beschloss.

Basierend auf dem Artikel Rottenburg am Neckar der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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