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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
20.04.2024
03:47
 
 
+
»
 

Geschichte

Die Uhrenstadt Ruhla wurde im Jahre 1355 erstmals urkundlich erwähnt und feierte 2005 ihr 650-jähriges Jubiläum. Ansiedlungen in und um Ruhla gab es aber schon weitaus früher. Erste Begehungen des Stadtgebietes kann es bereits zur Jungsteinzeit oder Bronzezeit gegeben haben, darauf lassen vereinzelte Bodenfunde schließen.

Spätestens im 10. Jahrhundert drangen Wanderschmiede in die heutige Ruhlaer Gegend vor, um saisonal das vorhandene Eisenerz abzubauen. Die ersten sesshaften Siedler kamen etwa drei Jahrhunderte später entlang des Gebirgskammes Rennsteig. Sie waren auf der Suche nach obertägig zu findenden Erzen und verarbeiteten diese vor Ort als Waldschmiede; sie waren zugleich Bergleute, Köhler und Schmiede.
Die ersten Siedlungsplätze, die Wüstungen Glasbach und Alte Ruhl befanden sich in der Nähe des Gebirgskammes vom Rennsteig. Die Waldschmiede verwendeten den Rennofen zur Gewinnung von Eisen und nutzten die in der Natur zunächst reichlich vorhandenen Rohstoffe Holz bzw. Holzkohle und Eisenerz. Neben Werkzeugen wurde die Fertigung von Waffen durch die Landesherren gefördert. Der immense Holzverbrauch durch Bergbau und Köhlerei drängte den Wald stark zurück, günstige Flächen wurden von zuwandernden Bauern und Hirten zur Weidewirtschaft eingerichtet. Im Talgrund entstanden entlang der wasserreichen Rolla zahlreiche Schmelzhütten, Hammerwerke und Schleifmühlen, zugleich entwickelten sich in der heutigen Ortslage ein erstes Straßennetz und eine dauerhafte Siedlung.

Nach dem Verfall des Waffenschmiedehandwerks spezialisierte man sich um 1530 auf die Herstellung von Messerwaren. Aus dieser Zeit stammt auch die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Sage vom Schmied von Ruhla.

Im 18. Jahrhundert erlebte das Kur- und Badewesen in Thüringen eine erste Blüte. Ab 1756 wurde das damals gerade sanierte herzoglich-weimarische Forsthaus in Ruhla in den Sommermonaten als Kur- und Badeanlage hergerichtet. Später boten auch private Vermieter und Gasthäuser Quartiere für Kurgäste an, sodass sich Ruhla zu einem bekannten Badeort entwickeln konnte. Die Erschschließung weiterer Quellen um 1850 brachten dem Kurbad etwa 500 bis 600 Gäste je Saison.

Eine wesentliche Dominante in der Ortsgeschichte bildete die Ruhlaer Teilung. Hierbei handelte es sich um zeitweilige territoriale Veränderungen, welche die wirtschaftliche Entwicklung und das Zusammenleben der Bevölkerungsteile stark beeinflussten und auch der Grund dafür waren, dass sich zwei evangelische Kirchen im Ort befinden. Erst 1920/1921, bei der Bildung des Landes Thüringen, kam es zur Vereinigung der beiden Verwaltungsgebiete und der geteilten Stadt.

Ruhlas Stadt- und Industriegeschichte wurde im ausklingenden 19. Jahrhundert durch die Entwicklung der Ruhlaer Taschenuhr bereichert. Die zunächst vorrangig in die USA exportierte Taschenuhr Fearless wurde seit 1890 in Serie produziert. Die vom Volksmund scherzhaft Rühler Kartoffel genannte Taschenuhr war die erste maschinell produzierte Uhr und konnte deshalb bedeutend preiswerter als die in Uhrmanufakturen produzierten Uhrwerke angeboten werden.


Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde in Ruhla sehr viel für die Rüstungsindustrie gefertigt. Im größten Betrieb des Ortes, der Uhren- und Maschinenfabrik Gebrüder Thiel, mussten im Zweiten Weltkrieg über 730 Frauen und Männer als sogenannte Ostarbeiter sowie eine große Zahl von Kriegsgefangenen aus Frankreich und Militärinternierten aus Italien Zwangsarbeit leisten. Der Betrieb erhielt vom damaligen Amt für Schönheit der Arbeit den Ehrentitel: Nationalsozialistischer Musterbetrieb verliehen. In der Firma C. & F. Schlothauer wurden mehr als 1000, in weiteren acht Firmen mehr als 550 Zwangsarbeiter eingesetzt. An die Opfer, zu denen fünf Frauen und sechs Kleinkinder gehörten, erinnern 19 Gräber auf dem Trinitatis-Friedhof.

Vom Bombardement im Zweiten Weltkrieg war Ruhla nicht betroffen. Bei Luftkämpfen über dem Stadtgebiet abgeschossene Flugzeuge hatten einige Todesopfer und Zerstörungen zur Folge.
Da Ruhla aus der Luft betrachtet etwas versteckt im Tal eingeengt ist und damals über einen Sackbahnhof verfügte, wurde der Salonwagen von Compiégne, der als Unterzeichnungsort des Waffenstillstands zwischen Deutschland und Frankreichder gedient hatte, von Ende 1944 bis März 1945 in Ruhla versteckt gehalten und stetig bewacht.

Mit der Übernahme der Besatzungsmacht nach 1950 in Thüringen durch die Sowjetische Militäradministration Thüringen (SMATH) unter General Wassili I. Tschuikow setzte in der Ruhlaer Bevölkerung, die zum großen Teil aus Fabrikarbeitern und Handwerkern bestand, eine Sorge um den Fortbestand ihrer Arbeitsplätze ein, da die Rüstungsbetriebe laut Viermächteabkommen zu zerschlagen waren, was in der SBZ in der Regel mit der Demontage und Translozierung in die Sowjetuinon verbunden war. Es gelang, die Ruhlaer Industriebetriebe weitgehend zu erhalten. Die Suche nach Nazi-Funktionären und Kriegsverbrechern sowie die in mehreren Wellen erfolgten Säuberungen in der Verwaltung, den Schulen, usw. führte auch in Ruhla zu einer Absetzbewegung in die Westzonen.

Mit der 1961 vollzogene Grenzschließung endeten die privaten Reisemöglichkeiten in die Bundesrepublik Deutschland, die Urlaubsmöglichkeiten mussten nun im eigenen Bereich geschaffen werden, hierzu entstanden in Ruhla das Bungalowdorf mit Campingplatz Alte Ruhl und betriebseigene Kinderferienlager.
Ende der 1960er Jahre begann der Auf- und Ausbau der genossenschaftlich verwalteten Wohngebiete Krümme im Süden der Stadt und in Thal Am Rögis. Der Erhaltungszustand der privaten Häuser verschlechterte sich.
Mit der Einstellung der Ruhlaer Bahnverbindung erhielt der Busverkehr eine zentrale Bedeutung; der ehemalige Ruhlaer Bahnhof wurde zum Zentralen Busbahnhof. Täglich pendelten etwa 5000 Werktätige aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometer nach Ruhla.

Im Jahre 1994 wurden die Orte Thal und Kittelsthal eingemeindet. Seit 2006 ist Ruhla erfüllende Gemeinde für Seebach.

Etwa seit 1995 werden bei umfangreichen Sanierungsmaßnahmen alte Fabrikgebäude abgerissen und zu touristisch nutzbaren Flächen umstrukturiert. So hat sich Ruhla seit der Wende von der Industriestadt auch zu einem touristischem Ziel gewandelt, dazu tragen zahlreiche neu angelegte Parks und die Neugestaltung der Flächen im Ortskern bei, beispielsweise der Neue Markt. Des Weiteren befindet sich eine Sommerrodelbahn im Bau.

Im Jahr 2007 wurden in Ruhla 18011 Übernachtungen gezählt. Etwa 1,2 Prozent der Gäste kamen aus dem Ausland. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 2,2 Tage.

Im Jahr 2005 entfielen 4129 Einwohner auf Ruhla selbst, 1975 und 774 waren es in Thal und Kittelsthal.

Auf die Altersgruppe der 0–5-Jährigen entfielen 2007 etwa 3,5 Prozent, der Anteil 6–15-Jährigen betrug gut 5 Prozent. Die 16–65-Jährigen machten 64 Prozent der Bevölkerung aus. Die restlichen 27,5 Prozent entfielen auf Personen über 65 Jahre.


Die rückläufigen Einwohnerzahlen sind erklärbar, da die Anzahl der Verstorbenen um einiges höher als die der Neugeborenen lag. Lange Zeit war auch die Anzahl der Fortzüge bedeutend höher als die der Zuzüge, wobei sich in den letzten beiden Jahren eine Kehrtwende abzeichnete.

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