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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
01.05.2024
06:17
 
 
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»
 

Geschichte

Schleife wurde am 21. Januar 1272 erstmals als Slepe urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit war der Siedlungsprozess, der in der Schleifer Region wahrscheinlich im 12. oder frühen 13. Jahrhundert durch Sorben aus der Niederlausitz begann, in vollem Gang. Trotz der Nähe zum Altsiedelgebiet der Herrschaft Muskau befanden sich die Dörfer in landesherrlichem Besitz. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts war Schleife Sitz der Adelsfamilie von Köckritz, die ursprünglich aus dem Vogtland stammte und weitere Besitzungen in der Niederlausitz hatte. Die Spuren der Familie verlieren sich in Schleife um 1430; gegen Mitte des Jahrhunderts sind Schleife und einige weitere Orte des Kirchspiels Muskauer Pertinenzien. Um die Schulden der Herrschaft Muskau zu drücken, wurden die anfallenden Steuern aus Schleife und Rohne durch Wenzel von Biberstein im Jahr 1464 um 200 Schock Groschen an das Kloster St. Marienstern verkauft. In einem schwelendem Streit zwischen den Bibersteins und dem Landesherrn, König Ferdinand I., wurde 1541 der katholische Pfarrer aus Schleife durch Sigmund von Biberstein, vertrieben um durch einem protestantischen Prediger ersetzt zu werden.

Im Dreißigjährigen Krieg wirkte sich die Lage des Dorfes an der Niederen Landesstraße (auch Niedere Heeresstraße genannt), die von Leipzig aus über Spremberg, Muskau und Sorau nach Warschau führt, verheerend aus. Zwischen 1630 und 1647 wurden 21 von 40 Wirtschaften durch Truppendurchmärsche und deren Folgen wüst. Gegen Ende des Krieges kam die Herrschaft Muskau durch Heirat an die Grafen von Callenberg. Curt Reinicke II. von Callenberg stritt sich zwischen 1678 und 1690 mit Bauern des Schleifer Kirchspiels um nicht erbrachte Frondienste. Nachdem es anfangs nur Schleifer Bauern waren, kam es seit 1686 auch zu Streit mit Bauern aus Mulkwitz, Mühlrose und Rohne. Fest entschlossen, den bäuerlichen Widerstand zu brechen, nutze er seine herrschaftlichen Möglichkeiten aus. In der Folge flüchteten mehrere Bauern in die benachbarte Herrschaft Hoyerswerda oder ins brandenburgische Lieskau. Durch seinen Sohn, Graf Alexander von Callenberg, erhielt Schleife 1730 eine Schule.

In den Napoleonischen Kriegen marschierten Truppen beider Seiten durch Schleife. Sachsen, an französischer Seite kämpfend, musste infolge dessen 1815 unter anderem den östlichen Teil der Oberlausitz an Preußen abtreten. Schleife kam dadurch in den neu gebildeten Kreis Rothenburg, Provinz Schlesien. Regulierungsprozesse zögerten die Abschaffung des Feudalwesens in Schleife über etwa 30 Jahre bis 1858 hinaus. Das Vorwerk Schleife war 1873 das neunte und letzte von zwanzig herrschaftlichen Vorwerken, die von der Standesherrschaft Muskau auf Grund von schlechten Erträgen aufgegeben wurden.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 1889 stand eine Wirtschaft in Flammen. Starker Ostwind ließ das Feuer überspringen, so dass in kurzer Zeit 31 Gebäude brannten. Durch das Feuer wurden 11 Gehöfte beidseitig der Dorfstraße zerstört. An diesen Großbrand erinnert eine Tafel mit der Aufschrift Eben-Ezer („bis hierher hat uns Gott geholfen“), die im Neubau des Wohnhauses des letzten betroffenen Gehöfts eingelassen wurde.

Das Teilstück Cottbus–Görlitz der Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft wurde 1867 südlich des Dorfes durch die Gemarkung Schleife geführt. Die Bahnstation wurde noch vor der Jahrhundertwende erweitert um eine Postagentur, einen Warteraum für Passagiere, Wohngebäude für Bahnbeamte und eine Station für den Güterverkehr. Zwischen Spremberg und Schleife kam es am 7. August 1905 durch menschliche Fehler zu einem Zusammenstoß zweier Züge, bei dem 13 Menschen starben.

Die Gemeinde erwarb 1914 vom Muskauer Standesherrn Traugott Herrman Graf von Arnim-Muskau die Flächen von der Struga bis zur Bahnlinie und 1920 von seinem Sohn und Nachfolger, Adolf Graf von Arnim-Muskau, noch einmal 150 Morgen Wald hinter der Bahnlinie. Diese Flächen wurden in Parzellen aufgeteilt und an Interessenten verkauft. Die dadurch entstandene Siedlung sowie der Bevölkerungsstrom aus verlorenen Ostgebieten sorgten für einen enormen Bevölkerungsanstieg. Durch Schleife, bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs elektrifiziert, wurde 1926 eine 100-kV-Leitung vom Kraftwerk Trattendorf nach Sagan gelegt. Diese Leitung wurde 1946 als Reparationsleistung für die Sowjetunion abgebaut.

Nach der Machtübernahme der NSDAP wurden 1934 westlich von Schleife an der Straße nach Spremberg Vermessungsarbeiten zum Bau einer „Hühnerfarm“ durchgeführt. Im Folgejahr wurde dort mit dem Bau der Luft-Hauptmunitionsanstalt Weißwasser (Muna) begonnen. Ein Anschlussgleis sicherte den Transport von Arbeitern und Baumaterialien, so dass bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine Wohnsiedlung und eine Munitionsanstalt mit Produktions- und Verwaltungsgebäuden, Tanklagern und 100 Munitionsbunker mit einer Gesamtkapazität von über 2500 t entstanden. Auch nach dem Bau blieb die Muna ein großer Arbeitgeber; 300–400 Beschäftigte stellten Granaten zwischen zwei und 12,8 cm her. Entstandene Lücken durch kriegsverwendungsfähiger Männer wurden in den Kriegsjahren mit Frauen und Gefangenen aus Weißrussland und der Ukraine geschlossen. Im Februar 1945 wurde die Munitionsanstalt geräumt und nach Langlau in Franken verlegt. Anders als die Muna, die nie aus der Luft angegriffen wurde, waren die Trecks Ziele von Tieffliegern.

Das Dorf wurde ebenfalls mehrfach das Ziel von Luftangriffen. Am 10. April 1945, der Aufbau der 3. Verteidigungslinie der Neißefront befand sich im fieberhaften Aufbau, landete Generalfeldmarschall Schörner in Schleife. Er inspizierte die Muna sowie die Verteidigungsstellungen der Truppen. Auf dem Marktplatz in Weißwasser ließ er Soldaten wegen „Feigheit vor dem Feind“ erschießen.

Am 16. April 1945 begann mit dem Überschreiten der Oder-Neiße-Linie die letzte große Schlacht des Kriegs in Deutschland. Stalin war ohne Rücksicht auf eigene Verluste gewillt, Berlin vor den Westalliierten einzunehmen. Am Nachmittag des Tages wurde Schleife durch Tiefflieger mit Bomben, Granaten und Bordbewaffnung beschossen. Die meisten Einwohner zogen im Schutz der einsetzenden Dämmerung sowie am nächsten Tag in Richtung Neustadt/Spree und weiter über Burghammer auf einem Weg südlich um Hoyerswerda nach Wittichenau. Die Muna wurde nach beidseits verlustreichen Kämpfen eingenommen und der Vormarsch der Roten Armee ging weiter, so dass sie am 18. April an der Spree stand. Der Flüchtlingstreck zog am 19. April weiter durch Kamenz, Brauna und Reichenbach. In den folgenden Tagen erreichte er in Wachau sein vorläufiges Ziel. Als am 7. Mai Wachau geräumt wurde, ging es weiter über Langebrück und die Dresdner Heide bis zum Weißen Hirsch; ein Teil der Wagen zog weiter und überquerte die Elbe.

Nach dem Kriegsende zogen die Flüchtlinge am 15. und 16. Mai entlang der Reichsstraße 97 und weiter über Burg, Burghammer und Neustadt nach Schleife zurück. Unterwegs waren sie Plünderungen ausgesetzt. In Schleife angekommen, fanden sie ein teilweise zerstörtes Dorf vor. Die Kirche war schwer beschädigt, 11 Wirtschaften und acht weitere Wohnhäuser sowie 28 Scheunen Stallungen waren gänzlich zerstört. Viele Häuser waren geplündert und das Vieh weggetrieben. Etwa acht Wochen lang wurden die Toten geborgen und beerdigt. Gefallene Sowjetsoldaten aus Schleife und den umliegenden Dörfern wurden auf dem Heldenfriedhof der Rotarmisten in Trebendorf beerdigt.

Das Munagelände wurde teilweise gesprengt und teilweise von der Roten Armee als Stützpunkt mit rund 300 Soldaten genutzt. Während der DDR-Zeit wurde es als Tanklager mit einem Fassungsvermögen von etwa 70 Millionen Litern ausgebaut. Ein anderer Teil des Komplexes wurde als Verwaltungsschule sowie zeitweise als Kindergarten genutzt.

Nach der Verwaltungsreform von 1952, die die Auflösung der Länder und die Einführung von Bezirken zur Folge hatte, wurde Schleife dem Kreis Weißwasser (Bezirk Cottbus) zugeordnet.

Nachdem 1959 in Schleife noch immer keine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet wurde und auch der Bürgermeister kein Interesse hatte, eine unter seinem Vorsitz zu gründen („da gehe ich lieber stempeln“), wurden er und sein Stellvertreter abberufen. Im März 1960 kamen Rote Brigaden nach Schleife, die ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz Bauern zum „freiwilligen Eintritt“ in die LPG drängten. Unter enormen psychischen Druck und um nicht die persönliche Freiheit einzubüssen wurde schließlich eine LPG gegründet.

Bis 1969 wurde an der Gemarkungsgrenze im Tagebau Trebendorfer Felder Braunkohle abgebaut. Während dieser Zeit wurde mit dem Aufschluss des Tagebaus Nochten ein weiterer Großarbeitgeber erschlossen. Durch weiteren Zuzug waren die vorhandenen Kapazitäten der Schule Schleife mehrfach an ihre Grenzen gestoßen, so dass 1968 mit dem Bau eines neuen Schulkomplexes mit einer Kapazität für rund 700 Schüler begonnen wurde, der in zwei Bauabschnitten in den Jahren 1971 und 1972 übergeben wurde.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Abzug der Sowjetarmee vom Munagelände musste dieses aufwendig gereinigt werden. Die Nutzung des Geländes wurde nach und nach für die örtlichen Vereine freigegeben, so hat beispielsweise der Schützenverein Schleife dort eine Schießsportanlage errichtet.

Basierend auf dem Artikel Schleife (Sachsen) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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