Flagge von Polen

Polen

Hauptstadt
Warschau
 
Fläche
312.685 km²
 
Bevölkerung
38.499.000
 
pro km²
123 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
02.05.2024
10:09
 
 
+
»
 

Geschichte

Gegründet wurde Görbersdorf von Benediktinern aus dem nahegelegenen böhmischen Broumov, die auf Veranlassung der polnischen Breslauer Piasten im 13. Jahrhundert Teile der schlesischen Mittelsudeten kolonisierten. Die erste schriftliche Erwähnung von Görbersdorff datiert auf das Jahr 1357, als Schlesien bereits zu Böhmen gehörte. Seit 1509 und bis ins 20. Jahrhundert hinein befand sich Görbersdorf im Besitz der Reichsgrafen von Hochberg-Fürstenstein auf Schloss Fürstenstein, die das Dorf von den Herzögen von Schweidnitz-Jauer erworben hatten. 1742 fiel Schlesien an Preußen, noch 1745 fand in Görbersdorf eine Schlacht zwischen preußischen und österreichischen Truppen statt.
Die Entwicklung Görbersdorfs zum heilklimatischen Kurort setzte 1849 ein, als Marie von Colomb, eine Nichte Generalfeldmarschall Blüchers, entzückt von der Lage des Ortes im Jahr 1850 eine Kaltwasserheilanstalt errichtete, die von ihrem späteren Schwager Dr. Herrmann Brehmer nach wirtschaftlichen Problemen im Jahr 1854 übernommen wurde. Dieser machte aus dieser Anstalt ein Sanatorium für Tuberkulosepatienten. Die Eröffnung der "Lungenheilanstalten von Dr. H. Brehmer" erfolgte im gleichen Jahr 1854. Brehmer wandte die von Vincenz Prießnitz entwickelte Methode der Kaltwasserkur bzw. später Hydrotherapie an und entwickelte überdies ein eigenes Konzept zur heilklimatischen Behandlung Lungenkranker (Luftkuren an Gebirgsluft, Bewegungstherapie, fünf ausgiebige Mahlzeiten täglich, strikt geregelter Tagesablauf). Das Heilkonzept Brehmers wurde beispielgebend für alle anderen Lungensanatorien der Epoche. Es findet sich auch in Thomas Manns Roman Der Zauberberg wieder, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts im schweizerischen Kurort Davos spielt. Görbersdorf wurde oft „schlesisches Davos“ genannt; richtiger wäre es allerdings, Davos als das „schweizerische Görbersdorf“ zu bezeichnen, da es Brehmer war, der die Schaffung von Höhenluftkurorten initiierte. Ein mehrjähriger Mitarbeiter (bis 1875) Brehmers war der polnische Internist und spätere Professor Alfred von SokoÅ‚owski von der Universität Warschau, dem zu Ehren später die Umbenennung Görbersdorfs in SokoÅ‚owsko erfolgte und der gemeinsam mit Dr. Tytus ChaÅ‚ubiÅ„ski ähnliche Luftkurorte im polnischen Teil der Karpaten ins Leben rief. Ein weiterer Assistent Herrmann Brehmers war Dr. Peter Dettweiler. Nach Brehmers Tod im Jahre 1889 folgte 1890 kurzzeitig Dr. Felix Wolff und ab Ende 1891 Dr. Wilhelm Achtermann, der als Chefarzt bis 1897 tätig war, um von Görbersdorf nach Bad Laubbach bei Koblenz zu wechseln, wo er das dortige Sanatorium für Physikalische Medizin übernahm.
Görbersdorf entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten und auch teuersten Kurorte Europas, Kurgäste strömten insbesondere aus Deutschland, Österreich, Polen, Russland und Skandinavien herbei. Um 1900 besaß der Ort eine Aufnahmekapazität von über 1100 Sanatoriumsplätzen bei rund 1000 Einwohnern. Reiseführer über Görbersdorf wurden unter anderem in Paris, Zürich, Wien, Budapest, Warschau und Sankt Petersburg herausgegeben, der Dichter Albert Emil Brachvogel lebte hier eine Zeit lang. Am 22. Oktober 1911 starb in Göbersdorf der ungarische Kunsthistoriker Leo Popper (geb. 1886), ein Freund von Georg Lukács. 1876 hatte Dr. Theodor Römpler die aus der vormaligen von Rössingschen Anstalt hervorgegangene, zweite große Heilanstalt eröffnet, der 1883 die von Marie Gräfin Pückler gegründete und 1891 von Dr. Joh. Weicker übernommene, dritte große Lungenheilanstalt folgte, die 1894 beträchtlich erweitert worden war. Im gesamten Hochtal entstanden Villen, für die russischen Gäste wurde eine noch heute als orthodoxe Gemeindekirche dienende russisch-orthodoxe Kapelle erbaut, die skandinavischen Gäste bürgerten den Skisport in Görbersdorf ein. Anfang der 1930er Jahre wurde eine Skisprungschanze angelegt.

1871 war Görbersdorf zusammen mit dem übrigen Preußen Teil des Deutschen Reichs geworden. Nach der Übernahme Niederschlesiens in polnische Verwaltung und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Görbersdorf 1945 in SokoÅ‚owsko umbenannt und war fortan Ortsteil der Gemeinde Mieroszów, die 1975 bis 1998 der Woiwodschaft WaÅ‚brzych angehörte. Seit 1999 gehört sie zur neuen Woiwodschaft Niederschlesien.

Auch in der Zeit der Volksrepublik Polen (1945-1989) setzte sich der Sanatoriumsbetrieb in SokoÅ‚owsko fort, allerdings sollte der Ort primär zum Wintersportzentrum ausgebaut werden. Prof. StanisÅ‚aw Domin betrieb die Ausweitung des Therapiespektrums auf allgemeine Atemwegsbeschwerden. Nach der politischen Wende von 1989 setzte zudem eine Umorientierung hin zur Gerontopsychiatrie ein. Heute besteht in SokoÅ‚owsko neben dem Woiwodschaftszentrum für Lungenerkrankungen auch eine Privatklinik mit Pflegeheim für Demenzerkrankungen und Alzheimer.

Basierend auf dem Artikel SokoÅ‚owsko der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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