Flagge von Polen

Polen

Hauptstadt
Warschau
 
Fläche
312.685 km²
 
Bevölkerung
38.499.000
 
pro km²
123 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
03.05.2024
19:26
 
 
+
»
 

Geschichte

Die Stadt Thorn wurde 1231 als erste Stadt im Kulmerland unter Verwaltung des Deutschen Ordens gegründet. Der Deutsche Orden war von dem polnischen Regionalfürsten Konrad von Masowien ins Land gerufen worden, um die in der Gegend wohnenden heidnischen baltischen Pruzzen (gewaltsam) zu christianisieren. Aktiv wurde der Orden aber erst, nachdem Kaiser Friedrich II. ihm 1226 das Herrschaftsrecht über das zu erobernde Land zugesichert hatte. Den ersten Grundstein zu der Stadt Thorn legte 1231 der Landmeister Hermann von Balk. Einwanderer aus Westfalen bevölkerten die Stadt, die am 22. Dezember 1233 das unter dem Namen der Kulmischen Handfeste bekannte Privilegium erhielt. 1260 wurde das Stadtschloss erbaut.

Ihren Namen erhielt die Stadt angeblich nach der Festung und Baronie Toron, einem besonders privilegierten Herrschaftsgebiet des Deutschen Ordens im Heiligen Land. In alten Dokumenten heißt die Stadt Thoren.

Im 14. Jahrhundert trat Thorn dem Hansebund bei und wurde somit Hansestadt (siehe auch Elbing, Danzig, Königsberg und Kulm). 1367 trat Thorn der Kölner Konföderation von Hansestädten bei. Das Bestreben des Ordens, gleichzeitig seine Landesherrschaft auszudehnen und den Handel zu kontrollieren, führte zu kriegerischen Konflikten und einer Allianz der deutschen Handelsstädte mit dem Königreich Polen. 1411 wurde der Erste Thorner Frieden zwischen dem polnischen König Wladislaw II. und dem Deutschen Orden geschlossen. Bei neuen Auseinandersetzungen wurde 1454 die Ordensburg in Thorn vom Preußischen Bund erobert und von seinen Bürgern zerstört. Am 19. Oktober 1466 wurde der Zweite Thorner Frieden mit dem Deutschen Orden geschlossen. Danach musste der Ordensstaat große Gebiete rund um die untere Weichsel an die polnische Krone abtreten (Preußen königlichen Anteils, 1569 in der polnisch-litauischen Union von Lublin aufgegangen) und sich als Herrscher des verbliebenen Ordensstaates der Lehenshoheit der polnische Krone unterwerfen. Die Städte Thorn, Danzig und Elbing wurden als „Quartierstädte“ des Hansebundes polnische Reichsstädte mit Vertretung im Sejm.

Als Sohn einer Kaufmannsfamilie wurde 1473 der berühmteste Sohn der Stadt, der spätere Astronom Nikolaus Koppernigk (Kopernikus) geboren.
Zeitweilige Versuche des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg-Ansbach, die königlich-polnischen Gebiete Preußens für den Deutschen Orden zurückzuerobern, endeten erfolglos mit dem Waffenstillstand zu Thorn am 5. April 1521. Auf einer anschließenden Reise nach Süddeutschland fand Albrecht keine Unterstützung für seine bisherigen Pläne und entschloss sich, im Ordenstaat die Reformation einzuführen und ihn fortan als Herzog zu regieren. Dafür brauchte er die Unterstützung des polnischen Königs. Also schloss er mit diesem den Frieden von Krakau, huldigte ihm, wurde von ihm als weltlicher Herzog in Preußen anerkannt und erhielt zudem eine privilegierte Stellung im polnischen Senat.

1557 nahmen Rat und Bürgerschaft die Reformation an. Die Marienschule wurde 1558 zu einem Gymnasium erhoben. Auf Veranlassung des schwedisch-polnischen Königs Wladyslaw IV. Vasa wurde 1645 unter dem Vorsitz des polnischen Kanzlers Jerzy OssoliÅ„ski das Colloquium charitativum zur Verständigung von Katholiken und Protestanten veranstaltet. Daran nahmen u. a. auch Georg Calixt und Michael Behm teil.

Im späten 17. Jahrhundert war der aus Lyck (EÅ‚k) stammende Christoph Hartknoch Direktor des 1568 gegründeten Thorner Gymnasiums, ein bedeutender Historiker der Geschichte des Ordensstaates und Polen-Litauens.

Bei der Fronleichnamsprozession am 16. Juli 1724 kam es zu Streitigkeiten zwischen den Jesuitenzöglingen und den Schülern des protestantischen Gymnasiums. Aus diesem Tumult heraus wurde das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet. Die polnische Regierung führte daraufhin ein (ungesetzliches) Verfahren gegen die Stadt, ließ den Bürgermeister Rößner und neun weitere Bürger am 7. Dezember 1724 enthaupten (Thorner Blutgericht) und bestimmte, dass der Magistrat künftig zur Hälfte aus Katholiken bestehen müsse und die Marienkirche den Katholiken zu übergeben sei. König von Polen war damals Kurfürst August der Starke von Sachsen, 1697 vom Luthertum zum Katholizismus konvertiert.

Ebenso wie Danzig fiel Thorn erst mit der Zweiten Polnischen Teilung 1793 an das Königreich Preußen. Durch den Frieden von Tilsit kam Thorn 1807 zum vorübergehend als Großherzogtum Warschau wiederhergestellten Polen. Am 16. April 1813 kapitulierte die französische Besatzung Thorns vor ihren russischen und preußischen Belagerern, die die Stadt zuvor 8 Tage lang beschossen hatten. Durch die Wiener Kongressakte von 1815 kam es wiederum an Preußen, das es ab 1818 zur Festung ausbaute.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Thorn nach dem Bau der Ostbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine sehr beliebte Spezialität waren die Thorner Kathrinchen (Pfefferkuchen). Im Jahr 1885 hatte Thorn mit der Garnison 23.906 – überwiegend evangelische – Einwohner. Die Einwohnerzahl wuchs bis zur Volkszählung von 1910 auf 46.000, davon 66 Prozent Deutsche und 34 Prozent Polen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges kam Thorn durch den Versailler Vertrag 1920 zu Polen. Zwischen den Weltkriegen lag Thorn im sogenannten polnischen Korridor zwischen dem deutschen Reichsgebiet und Ostpreußen. In dieser Zeit war Thorn Hauptstadt der Provinz (Woiwodschaft) Pomerellen. Der Anteil der Deutschen in der Stadt sank auf 4 Prozent im Jahre 1939.

Im Zweiten Weltkrieg wurde ToruÅ„ 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen von deutschen Truppen besetzt und an das Deutsche Reich angegliedert (Reichsgau Danzig-Westpreußen). In diesem Zusammenhang wurde 1940 die Ingenieurschule für Luftfahrttechnik IfL nach Thorn verlegt. 1945 kam die Stadt wieder an Polen. Von Gebäudeschäden war sie weitgehend verschont geblieben. Die deutsche Bevölkerungsgruppe wurde vertrieben. Erst seit dieser Zeit wird ToruÅ„ ausschließlich von Polen bewohnt.

ToruÅ„ unterhält seit 1978 eine Städtepartnerschaft mit Göttingen und seit 2003 mit Swindon (Großbritannien).

1997 wurde die Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Seit 1999 ist ToruÅ„ Sitz des Landtages der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, der Woiwode hat seinen Sitz in Bydgoszcz.

Basierend auf dem Artikel Thorn der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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