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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
27.04.2024
18:43
 
 
+
»
 

Geschichte

Ein Gründungsjahr der Stadt ist nicht festzustellen, da es keine entsprechende Urkunde gibt. Diverse archäologische Fundstücke deuten auf erste menschliche Ansiedlungen im Stadtgebiet bereits vor der Eisenzeit hin. So fand man 1789 einen Bundschuh aus der Römischen Kaiserzeit Es handelt sich dabei um das früheste bekannte Bergungsdatum eines Archäologischen Fundes in Schleswig-Holstein. . Dies bedeutet jedoch nicht, dass seit dieser Zeit bis ins 11. Jahrhundert eine Siedlungskontinuität bestanden haben muss. Schon vor 1200 soll eine einfache Burg in Holz-Erde-Technik samt einer kleinen Vorsiedlung mit einigen Häusern und Hütten existiert haben, welche in einer dänischen Urkunde als Uthersen taarn erwähnt wird. Das bedeutet übersetzt „äußerster Turm“. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Lage der Burg auf einem Geestsporn am Rande der Seestermarsch. Später wurden in der Nähe des heutigen Klosters zwei Burgen errichtet, an die heute nur noch der Burggraben der größeren Burg erinnert. Ab 1223 hat ein katholisches Nonnenkloster existiert, das in einem Schriftdokument aus dem 18. Jahrhundert erwähnt wird. Leider ist dieses Dokument nicht mehr auffindbar, so dass die heutige Stadt ohne geschichtlich belegbares Gründungsjahr leben muss.

Nachweisbar ist jedoch, dass der Ritter Heinrich II. von Barmstede, der im Dienste des Erzbistums Bremen stand, 1234 den Zisterziensern seinen Grundbesitz zur Errichtung eines Nonnenklosters schenkte. Wenig später kamen noch Ländereien von Krempe (1258) bis Appen (1269) dazu. Im 14. Jahrhundert begann im Kloster die Zucht des Holsteiner Pferdes. Bereits vor 1664 wurde Uetersen Flecken. Das führte zur Ansiedlung weiterer Familien und zur Eingemeindung des Dorfes Lohe Mitte des 18. Jahrhunderts. Am 13. Januar 1870 bekam die Siedlung das Stadtrecht.

Wie andere Orte in der Region blieb auch Uetersen nicht vor Kriegen und Katastrophen verschont. 1282 kam es zur Schlacht bei Uetersen. Im Jahre 1306 stachelten unzufriedene Edelleute einige Bauern zu einem Aufstand gegen die holsteinischen Grafen an. In einer Schlacht am 28. Juni desselben Jahres wurden die Aufständischen geschlagen und der Rädelsführer gefangen genommen. Dieser wurde danach öffentlich gerädert und gevierteilt.
Im Jahre 1658 überfielen die Schweden den Ort und brannten das Kloster nieder. 1662 hat ein Großbrand, ausgelöst wohl durch Brandstiftung, den Ort fast völlig zerstört. Nur wenige Jahre später vernichtete erneut eine Brandkatastrophe große Teile des Ortes.
Doch auch das feuchte Element forderte seinen Tribut. Zu den größten Katastrophen Uetersens zählt die verheerende Sturmflut vom 7. Oktober 1756, bei der die Stadt meterhoch überflutet wurde und 62 Menschen ertranken.
Im Kosakenwinter 1813/14 litt die Uetersener Bevölkerung unter dem Überfall des Lüneburger Husaren-Regiments und der Einquartierung der Truppen von General von Pahlen und General von Woronzow. In dieser Zeit lagerten bzw. zogen ca. 48.000 Soldaten mit 28.800 Pferden durch den Ort.
Ab 1823 wurde von Uetersen aus Walfang betrieben, wie dies auch von mehreren anderen Städten an der Unterelbe und den schiffbaren Nebenflüssen aus geschah. Mit dem Untergang des einzigen Uetersener Walfangschiffs am 8. April 1859 während eines Sturms vor Grönland fand der Walfang Uetersens jedoch ein abruptes Ende.
Das tragischste Unglück der jüngeren Vergangenheit spielte sich 1904 ab. Bei den Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstages seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. brachen fünf Kinder im Eis eines Teiches am ehemaligen Ochenweg ein und starben. Später wurde der Teich trocken gelegt und es entstand eine Schule an gleicher Stelle. Eine für diese Breiten ungewöhnliche Naturkatastrophe ereignete sich am 10. August 1925, als eine Windhose der Stärke F3 große Teile von Uetersen zerstörte. Dabei gab es einen Toten und 13 zum Teil schwer verletzte Personen. Der Sachschaden betrug ca. 2,6 Millionen Reichsmark.
Am 24. März 1938 zerstörte ein Großbrand Röpckes Mühle, den damals größten Mühlenbetrieb Schleswig-Holsteins. 150 Helfer der Feuerwehr und 100 Soldaten vom Fliegerhost Uetersen waren im Einsatz.

Von den Verbrechen der NS-Diktatur war auch Uetersen betroffen. Auf dem Friedhof erinnern noch heute rund 30 Grabsteine an die etwa 1650 Zwangsarbeiter, die kaserniert in mehreren Zwangsarbeiterunterkünften, zur Arbeit in Industriebetrieben und in der Landwirtschaft gezwungen wurden. Uetersen war in der Zeit des Nationalsozialismus eine der Hochburgen der kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstandsbewegung im südlichen Schleswig-Holstein. Unter Leitung von Victor Andersen und anderen wurde der Widerstand in Uetersen und Umgebung organisiert und spektakuläre Aktionen durchgeführt. So wurde im Dezember 1932 der Aufmarsch von 600 SS-Anhängern erfolgreich verhindert. 1933 erfolgte in Uetersen eine Demonstration mit über 750 Teilnehmern gegen die Nationalsozialisten. Weitere Aktionen folgten in den darauf folgenden Jahren, so wurde unter anderem eine Strohpuppe in SA-Uniform an einem der höchsten Schornsteine der Stadt, weithin sichtbar, an einem Galgen aufgehängt, die erst nach zwei Tagen entfernt werden konnte. Insgesamt waren ca. 100 Uetersener als Widerstandskämpfer tätig, von denen später 71 verhaftet und bei einem der größten Massenprozesse in der Zeit des Nationalsozialismus, dem Prozess gegen Offenborn und andere, auch bekannt als Offenbornprozess, vor Gericht gestellt wurden.

Den Zweiten Weltkrieg überstand Uetersen ohne größere Zerstörungen. In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1940 flogen die Briten den einzigen Direktangriff auf Uetersen. Einige Häuser am Ostbahnhof wurden zerstört. Dabei gab es einen Toten und etwa 30 Verletzte. Am 3. Mai 1945 besetzten britische Panzertruppen Uetersen und beendeten die nationalsozialistischen Herrschaft in der Stadt. Während des Zweiten Weltkrieges sind ca. 1.200 Uetersener gefallen und etwa 220 gelten als verschollen.

Nach dem Einmarsch der Alliierten herrschte vom 1945 bis 1948 in Uetersen große Not. Anfang der 1950er Jahre begann in der Stadt der wirtschaftliche Aufschwung. Im Jahr 1952 begann der Bau eines Hafenbeckens. Uetersen bekam damit den größten Binnenhafen auf der rechten Unterelbeseite. Es erfolgte im großem Stil die Errichtung von Wohngebäuden. 1962 wurde Uetersen von der Hamburger Sturmflut heimgesucht. Die Alt- und Innenstadt stand tagelang unter Wasser, es gab Sachschäden, aber keine Toten oder Verletzten. Im gleichen Jahr geriet die Stadt ungewollt durch den Arzt Kurt Borm in den Mittelpunkt der internationalen Presse, als dieser an seinem Arbeitsplatz im Uetersener Krankenhaus verhaftet wurde. Ihm wurde vorgeworfen, in der Zeit des Nationalsozialismus unter dem Decknamen Dr. Storm in Sonnenstein mehr als 6.652 Geisteskranke in der Aktion T4 und 1.000 KZ-Häftlinge in der Aktion 14f13 umgebracht zu haben. Er wurde jedoch 1972 freigesprochen. Anfang der 1970er Jahre begann die Umgestaltung des Stadtkerns. Dabei wurden viele historische Gebäude wie der Stadtbahnhof und die Röpckes Mühle abgerissen. Im Jahre 1977 begann der Neubau des Rathauses und der Fußgänger- und Einkaufszone, die am 1. September 1981 feierlich eingeweiht wurde.

Der Name der Stadt Uetersen ist vermutlich aus „uterst end“ entstanden, was einst soviel wie „am äußersten Ende“ bedeutet. Der Name bezieht sich darauf, dass der Ort am Übergang der Geest zur Seestermüher Marsch liegt. Es gibt aber auch die Vermutung, dass der Name von „Ütersteen“ hervorgeht, was „äußerster Stein“ bedeutet oder von „Ütristina“, dem alten Namen der Pinnau, stammt.

Basierend auf dem Artikel Uetersen der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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