Flagge von Ukraine

Ukraine

Hauptstadt
Kiew
 
Fläche
603.700 km²
 
Bevölkerung
45.986.000
 
pro km²
76 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
09.05.2024
09:53
 
 
+
»
 

Geschichte

Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse, gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen Mehrheitsbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der Kiewer Rus mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im 13. Jahrhundert unterwarfen die Mongolen einen Großteil der Rus und machten sie ihrem Reich der Goldenen Horde tributpflichtig, in dem bald Turkvölker (auch als Tataren bekannt) die wichtigste Rolle spielten. Der nordöstliche Teil der Rus (Fürstentum Wladimir-Susdal, Rjasan, Twer) blieb länger unter ihrer Herrschaft, während die Gebiete der heutigen Ukraine schon bald vom Großfürstentum Litauen erobert wurden, das später mit Polen eine gemeinsame Republik Polen-Litauen bildete. Die Ukraine gelang dabei ab dem 16. Jahrhundert in den polnischen Herrschaftsbereich. Im Osten wurde aus dem Fürstentum Wladimir-Susdal das Großfürstentum Moskau, das nach und nach alle russischen Nachbarstaaten und schließlich das tatarische Khanat Kasan unterwarf. Die Ukraine wurde durch dessen Ausdehnung zum Grenzland und zum Rivalitätsgebiet zwischen zwei Machtzentren. Im Schwarzmeergebiet hielt sich die Herrschaft tatarischer Nomaden noch lange, zuletzt unter islamischer Oberhoheit bis ins 18. Jahrhundert, als die Krim vom Russischen Reich annektiert wurde. In Grenznähe lebten Kosaken, die sich der nomadischen Lebensweise angepasst hatten in ständigem Kleinkrieg mit den Tataren. In Russland waren das die Donkosaken und in der Ukraine die Saporoger- oder Dneprkosaken.
1654 übernahm Moskau, seit 1547 Russisches Zarenreich genannt, große Teile der Ukraine, nachdem sich die ukrainischen Kosaken unter Bohdan Chmelnyzkyj gegen die polnische Herrschaft erhoben und sich im Vertrag von Perejaslaw Russland anschlossen. Weitere Gebiete erwarb Russland mit den Polnischen Teilungen, bei denen aber der äußerste Westen des ukrainischen Sprachgebietes an das Habsburgerreich fiel, das seinen Anteil Polens nach dem ukrainischen Fürstentum Halitsch als Galizien bezeichnete. Die Ukrainer wurden im Russischen Reich als Kleinrussen bezeichnet, in Anlehnung an alte byzantinische Definition eines Klein-Russlands (Kernland um Kiew) und eines Groß-Russlands (alle anderen Gebiete).

1917 gelang es der überwiegend bäuerlichen Machno-Bewegung eine anarchistische Revolution durchzuführen, welche zunächst den sowjetischen Bolschewiken gegen die "Weißen" half, dann 1921 jedoch von diesen nicht als gleichwertige Partner anerkannt wurde, so dass die Ukraine von der Roten Armee unter Trotzki in einem blutigen Krieg an Sowjetrussland angeschlossen wurde. Mit der Gründung der Sowjetunion im Dezember 1922 wurde die Ukraine zur Ukrainischen SSR. Für die junge Sowjetunion war Ukraine die „Kornkammer“. Als unter Stalin 1932-33 die Landwirtschaft zwangsweise kollektiviert wurde, kamen schätzungsweise 6-10 Millionen Menschen durch Hungersnöte im Holodomor um.

Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg (1941-1943/44) stand das Land als Reichskommissariat Ukraine und Generalgouvernement zum größeren Teil unter deutscher Zivilverwaltung. Die Ukraine war Schauplatz zahlreicher Massenmorde an Juden und sowjetischen Kriegsgefangenen (z. B. Massaker von Babi Jar). Während der Besatzung kam es besonders im Osten und Süden der Ukraine zu Hungersnöten, da die Deutschen der Bevölkerung die Nahrung entzogen und die Ernteerträge nach Deutschland brachten. Zwischen Dezember 1941 und August 1942 verhungerten aufgrund dieser Ausplünderung allein in Charkow mehr als 12.000 Menschen. Der zweite Weltkrieg forderte in der Ukraine etwa 6,5 Millionen zivile Todesopfer, davon etwa 750.000 bis eine Million jüdische Ukrainer. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung, sofern nicht geflohen, wurde ausgelöscht. Viele Dörfer und Städte wurden 1943 beim Rückzug der Deutschen Wehrmacht zerstört. Es gab 1945 in der Ukraine etwa 10 Millionen Obdachlose.

Zwischen 1941 und 1947 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer, sondern es gab auch eine Unabhängigkeitsbewegung (Ukrajinska Powstanska Armija, „Ukrainische Aufständischenarmee“), die gegen die Sowjetherrschaft und die polnische Bevölkerung kämpfte. Da die Angehörigen dieser Untergrundarmee wussten, dass sie in der Hand sowjetischer Behörden dem Tod geweiht waren, dauerte ihre Niederschlagung durch Einheiten des NKWD über das Ende des 2. Weltkrieges hinaus.

Am 24. Oktober 1945 trat die Ukraine als Gründungsmitglied den Vereinten Nationen bei.

Im Zuge der „Westverschiebung“ Polens wurde die gesamte polnische Bevölkerung aus den ehemals polnischen Gebieten der heutigen Westukraine ausgesiedelt, teilweise auch gewaltsam vertrieben. Im Gegenzug wurde die ukrainische Minderheit Polens in die Ukraine zwangsumgesiedelt („Operation Weichsel“). Danach war die Ukraine – wie zuvor – Teil der Sowjetunion.

Chruschtschow schenkte 1954 die Halbinsel Krim anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Russisch-Ukrainischen Einheit an die Ukrainische SSR.

Die Ukraine ist seit 1991 unabhängig. 2004 erlebte sie einen demokratischen Umschwung - die „Orangene Revolution“ - ausgelöst durch die Präsidentschaftswahlen, aus denen Wiktor Juschtschenko als Sieger hervorging. In der Folge wurde das politische System zu einem semi-präsidentiellen System mit einer Stärkung des Parlaments und der Regierung geändert. Dies war eine Voraussetzung für die Anerkennung des Sieges Juschtschenkos durch die Gegner des Umschwungs. Die Verfassungsänderung führte in Kombination mit den Mehrheitsverhältnissen im Parlament, sowie der Uneinigkeit der westlich orientierten Kräfte zu einem andauernden Machtkampf zwischen dem westlich orientierten Präsidenten auf der einen und dem eher russlandfreundlichen Ministerpräsidenten, sowie der diesen unterstützenden Parlamentsmehrheit auf der anderen Seite. Die ungeklärte Machtfrage verursachte eine politische Stagnation, die bis heute anhält. Dennoch erfuhr die ukrainische Wirtschaft in den letzten Jahren einen kräftigen Aufschwung, der jedoch nicht über den immer noch allgemein geringen Wohlfahrtsstand täuschen sollte.

Basierend auf dem Artikel Ukraine der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen