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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
30.04.2024
14:40
 
 
+
»
 

Geschichte

Entstanden ist Bermuthshain vermutlich um 1000 im Zusammenhang mit der zunehmenden Rodung und dem Landesausbau im Vogelsberggebiet während des hohen Mittelalters. Es gehörte zum Besitz des Klosters Fulda in der Wetterau, der im Hochmittelalter von den Grafen von Nidda als dessen Vögten verwaltet wurde. Nach dem Erlöschen des Niddaer Grafenhauses 1206 kam es an die Landgrafen von Ziegenhain und infolge deren Aussterbens 1434 an die Landgrafen von Hessen. In althessischer Zeit gehörte Bermuthshain stets zum Oberamt Nidda und zum Gericht Crainfeld. Nach den verschiedenen hessischen Landesteilungen im 16. Jahrhundert gehörte es ab 1604 zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird Bermuthshain in einer Urkunde vom 29. Dezember 1012, in der König Heinrich II. der Abtei Fulda einen Forst mit angegebenen Grenzpunkten schenkt, unter denen auch Warmuntessneida genannt wird. In einer Urkunde vom 23. Juli 1377 trat Metze von Bleichenbach, die Ehefrau Wilhelms von Fronhausen, das Dorf Berumechan, uff dem Fogilsberge gelegin an Konrad von Hutten ab. 1489 wird Bermetzhene in einem Verzeichnis der den Brüdern Walter, Philipp und Daniel von Fischborn in verschiedenen Dörfern zustehenden Gülten und Zinsen genannt. Gemäß einem zwischen Landgraf Wilhelm II. von Hessen und dem Gericht Crainfeld 1493 geschlossenen Abkommen hatten die Männer der Dörfer Kreyenfelt und Berhmetsheym jährlich 100 Viertel Hafer aus dem Amt Nidda auf das Marburger Schloss zu führen.

In zwei Verzeichnissen von Personen, die ein Furstgelt (Abgabe für Bau- und Brennholz) entrichtet haben, werden 1549 alle insgesamt 21 zahlungspflichtigen Personen aus Bermuthshain genannt, das damals 47 Hausvorstände zählt. Dies ist die erste Nennung einer größeren Zahl von Bermuthshainer Familiennamen. Das 1556 folgende Salbuch des Amtes Nidda nennt dann alle Hausvorstände.

Während des Dreißigjährigen Krieges zogen die Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig auf ihrem Weg zur Pfalz am 1. Juni 1622 durch das Gericht Crainfeld, das vollständig ausgeplündert wird. Ein Reiterregiment unter dem Grafen Wolfgang Ernst von Büdingen brannte Crainfeld fast vollständig nieder. In Bermuthshain wurden zahlreiche Häuser zum Oberwald sowie zum Böhl hin zerstört. 23 Familien wurden geschädigt und 7 Einwohner ermordet. Die Schadenssumme in Bermuthshain betrug 1606 Reichstaler. 1635 lagen kroatische Söldnertruppen in Bermuthshain und tyrannisieren die Bevölkerung mit „Schlägen, Wassereingießen und Plünderung“. Noch in den letzten Kriegsjahren waren nacheinander kaiserliche, bayerische, schwedische und hessische Truppen in Bermuthshain einquartiert. Das Dorf war nach Kriegsende vollständig verarmt, die wirtschaftliche Erholung dauerte mehrere Jahrzehnte.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) lagerten abwechselnd französische und alliierte Truppen in Bermuthshain und erzwingen umfangreiche „Fouragierungen“.

Am 30. Mai 1768 erteilte Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt der Gemeinde Bermuthshain das Privileg zur Abhaltung eines Vieh- und Krammarktes am Dienstag und Mittwoch nach Jakobi. Er findet bis heute jährlich als Krammarkt mit Kirmes statt.

1818 wurde das erste Bermuthshainer Brandkataster aufgestellt, 1820 ein Verzeichnis aller Grund-Riße der Hofraithen und daran liegenden Gärten. Nach dem Inkrafttreten der neuen hessischen Gemeindeordnung 1821 wurde die aus dem Mittelalter überkommene Gerichtsorganisation abgeschafft und das Gericht Crainfeld aufgelöst. An die Stelle des bisherigen Schultheißen trat ein gewählter Bürgermeister. 1832 wurde Bermuthshain in den Kreis Nidda eingegliedert, seit 1852 gehörte es zum Landkreis Lauterbach.

Im 19. Jahrhundert war das Leben in Bermuthshain zeitweise von großer Armut geprägt, da die häusliche Leinweberei aufgrund der industriellen Konkurrenz zusammengebrochen und die Landwirtschaft vom Kleinbauerntum geprägt war. Zwischen 1821 und 1894 sind mehr als 23 Ortsbürger, zum Teil mit ihren Familien, nach Nordamerika ausgewandert. Von den 102 Wohnhäusern werden in dieser Zeit 28 abgebrochen. Die wirtschaftliche Lage entspannte sich erst durch den Bau der Vogelsbergbahn zwischen Stockheim und Lauterbach (Hessen), nach deren Vollendung 1906 Bermuthshain eine eigene Bahnstation erhielt. Die Nebenbahnstrecke blieb bis 1975 für den Personenverkehr in Betrieb. Der Abbau erfolgte 1997.

1829 wurde die alte Schule im Ortskern gebaut, ein Fachwerkbau, der heute das Wahrzeichen des Ortes ist. Die Glocke im Turm wurde 1749 von den Frankfurter Glockengießern Benjamin und Johann Georg Scheidewind gegossen und hing vorher im Dachreiter des Hirtenhauses, das an der Stelle der alten Schule stand.

1886 ließ der Bermuthshainer Revierförster Wilhelm Dillemuth bei dem örtlichen Holzdreher Friedrich Jost die ersten Skier („Schneeschuhe“) im Vogelsberg anfertigen. Friedrich Jost nahm im folgenden Jahr die Fertigung von Schneeschuhen zu Verkaufszwecken auf. Hieraus ging die heute noch im Besitz seiner Nachfahren befindliche ortsansässige Firma Ski Luft hervor.

Unter dem bedeutenden Bürgermeister Friedrich Jost, der 1921-1931 auch dem hessischen Landtag angehörte, erfolgte 1909-1910 der Bau der Wasserleitung, nachdem noch 1898 die Kreisstraße nach Ober-Moos und Crainfeld sowie die Ortsdurchfahrt in der nunmehrigen Hauptstraße ausgebaut worden waren. In den Jahren 1910 bis 1928 wurde in Bermuthshain als erstem Ort im hohen Vogelsberg (neben Volkartshain) eine Flurbereinigung durchgeführt. Seit 1921 wird Bermuthshain vom elektrischen Strom versorgt. 1934 wurden die erste Skisprungschanze auf dem Höllerich und 1938 die Volkshalle am Marktplatz als erstes frühes Dorfgemeinschaftshaus erbaut.

Im Ersten Weltkrieg hatte Bermuthshain 20 Gefallene und 2 Vermisste zu beklagen. Beim Rückmarsch der deutschen Truppen von der Westfront nach Abschluss des Waffenstillstandes am 9. November 1918 wurde Bermuthshain vom Durchmarsch einzelner Truppenteile berührt und erhielt Einquartierung.

Etwa seit 1890 war Bermuthshain, wie nahezu die gesamte Vogelsbergregion, durch die antisemitische Bewegung geprägt. In den 1920er Jahren dominierte bei den Wahlen zunächst der Hessische Landbund, bevor die Region zu einer Hochburg des Nationalsozialismus wurde. 1930 wurde in Bermuthshain eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 27 gebürtige Bermuthshainer als Soldaten und mindestens 5 aus Bermuthshain stammende Zivilisten starben bei Luftangriffen, Erschießungen oder in Konzentrationslagern. Die während oder nach dem Krieg nach Bermuthshain gekommenen Evakuierten und Heimatvertriebenen verloren 10 Angehörige als Gefallene. Von 1943 bis 1945 existierte am Marktplatz ein Barackenlager für ukrainische Zwangsarbeiterinnen, die in der benachbarten Luftmunitionsanstalt Hartmannshain (Muna) arbeiten mussten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1950 das neue Feuerwehrhaus errichtet und mit dem Bau des schon 1913 geplanten neuen Schulhauses begonnen, das 1952 eingeweiht werden konnte. Seit Ende der 1950er Jahre wurde durch die Gemeinde Bermuthshain in bis dahin nie gekanntem Ausmaß in die Modernisierung der Infrastruktur investiert. So wurden 1960-1963 die Ortskanalisation, 1965 das Gefrierhaus, 1966 die Friedhofskapelle und 1970 die zweite Skisprungschanze auf dem Höllerich fertig gestellt. Noch in der Zeit der Selbstständigkeit wurden ab 1963 nach und nach alle Ortsstraßen geteert und die Ortsdurchfahrt ausgebaut.

Aufgrund der Gebietsreform in Hessen musste sich die Gemeinde Bermuthshain zum 1. Januar 1972 der neugebildeten Großgemeinde Grebenhain anschließen und gehört seitdem zum Vogelsbergkreis. Die zweiklassige Volksschule im Ort musste 1969 zugunsten der Mittelpunktschule in Grebenhain geschlossen werden.

Nach der Angliederung an Grebenhain erfolgten 1975-1977 der Umbau der leerstehenden neuen Schule zum Dorfgemeinschaftshaus, 1978-1996 die zweite Flurbereinigung, 1984 der Bau des Festplatzes, 1987 der Bau der Kläranlage, 1988 die unterirdische Verlegung des Ortsnetzes und 1995 der Neubau des Feuerwehrhauses. 1999 erfolgte die Aufnahme von Bermuthshain in das hessische Dorferneuerungsprogramm. Im Jahr 2006 erfolgte die Einweihung des im Rahmen der Dorferneuerung sanierten Dorfgemeinschaftshauses und der neuen Aussichtsplattform auf dem Höllerich.

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